Der neue Roman „Der Abschied“ von Giuseppe Gracia handelt von einem Islamisten-Anschlag auf die Berliner Kulturszene. Im Interview mit dem „Blick“ sagt der Autor, der auch als Sprecher des Bistums Chur tätig ist: „Wenn einer ,Allahu Akbar‘ ruft und Leute abknallt und man sagt, das sei ein verwirrter Einzeltäter, habe ich Mühe.“ Auf die Frage, ob eine ungerechte Gesellschaft Mitschuld trage, wenn sich jemand radikalisiere, kontert er: „Das ist der klassische, linke Minderwertigkeitskomplex. Zu sagen, wir sind so bös, so kapitalistisch, wir saugen die Dritte Welt aus – und nun schlagen die halt zurück.“ Ebenso verkürzt findet Gracia die Einschätzung des Islamismus als postkoloniale Rache: „Nach dieser Logik müssten sich auch die Aborigines mit Sprengstoffgürteln in die Luft jagen. Das ist ein absurder Versuch, Islam und Terror auseinanderzuhalten. Weil die Linken in Muslimen ein Ersatzproletariat gefunden haben, das es zu retten gilt.“ Man dürfe, so Gracia, nicht davon ausgehen, „dass alle integriert werden wollen“. Dies anzunehmen sei naiv: „Es gibt Menschen, die sind einfach gegen unsere Lebensform. Es gibt Väter, die nicht wollen, dass ihre Tochter unabhängig wird. Die wollen sie an den Cousin zwangsverheiraten. Das ändert sich nicht mit einem Sprachkurs.“ Gracias kulturkritische Stimme gilt all denjenen, „die eine starke Stimme haben können in der Diskussion über den Islam, jetzt aber schweigen aus Angst vor den politisch korrekten Oberlehrern.“
Drei Themen habe sein Werk, sagt Gracia. Nebst dem Islamismus, der die Freiheit auszulöschen trachtet, kritisiert der St.Galler Autor mit philosophischer Ader auch die politische Korrektheit, unter welcher der Ich-Erzähler seines Romans leidet. Ein drittes Thema seines neusten Werkes ist der Arbeitsdruck, die Depression in einer globalisierten Gesellschaft, die bis zum Selbstmord führt – verkörpert durch die Figur Veronika, die tote Ehefrau des Erzählers.