Die Schweiz definiert die Ehe um, indem sie künftig auch zwischen zwei Frauen bzw. zwei Männern möglich ist, und weitet die Adoption auf gleichgeschlechtliche sowie die Samenspende auf lesbische Paare aus. Für die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) gehen diese Schritte zu weit, schreibt der Dachverband in einer Medienmitteilung vom 26. September 2021. Vor allem seien die Rechte und das Wohl der Kinder zu wenig gewichtet worden. Die SEA will sich nun mit Blick auf die kirchliche Trauung gleichgeschlechtlicher Ehen „für die Religions- und Gewissensfreiheit von Kirchen und Pfarrpersonen stark machen“.
Die Abstimmung über die Gesetzesvorlage „Ehe für alle“ sei mit 64 Prozent Ja-Stimmen deutlich ausgefallen. Die SEA bedauert, „dass die Argumente gegen die Vorlage – insbesondere die Folgen der Ausweitung der Adoption und der Samenspende für das Wohl der betroffenen Kinder – keine Mehrheit zu überzeugen vermochten. Die Wünsche der Erwachsenen haben über die Rechte der Kinder gesiegt. Zudem wurde die absehbare weitere Entwicklung hin zur Legalisierung von Eizellenspende und Leihmutterschaft und damit einer äusserst bedenklichen Instrumentalisierung des menschlichen Körpers zu wenig mitbedacht“.
Nun will sich die SEA verstärkt für Religions- und Gewissensfreiheit stark machen. Kirchen, auch öffentlich-rechtliche Kirchen, sollen weiterhin frei bleiben, die Trauung von Ehepaaren in der Zeremonie zu unterscheiden von anderen Ritualen. Sie sollen nach wie vor auch nur Trauungen für Mann und Frau anbieten können, ohne dass dies einer strafrechtlich relevanten Leistungsverweigerung gleichkommt. Bereits in der Abstimmung über die Erweiterung der Rassismus-Strafnorm um die sexuelle Orientierung hatte die SEA auf diese Gefahr hingewiesen. „Die zivilrechtliche Ehe ist ein Rechtsinstitut, das Religionsgemeinschaften nicht zwingend für Rituale oder Sakramente voraussetzen respektive nachvollziehen müssen. Zudem soll Pfarrpersonen in öffentlich-rechtlichen Kirchen die Gewissensfreiheit zugestanden werden.“ Zudem kündigte der Dachverband an, sich wie bis anhin für gelingende Beziehungen und starke Ehen einzusetzen.