Nach dem jüngsten Auftritt von Trumps Chefstrategen Stephen Bannon ist definitiv klar: Das Zurückschneiden des Staates gehört zu den obersten Prioritäten der neuen amerikanischen Regierung. Bannon meinte mit dem Begriff „Administrativer Staat“ ein verschränktes System aus Steuern, Regulierungen und internationalen Abkommen. Seiner Ansicht nach hindert dies das Wachstum und verletzt die persönliche Souveränität. Das klingt ganz nach klassisch-liberaler Politik. Die Zukunft wird zeigen, ob es tatsächlich so gemeint war. Die voreilige Empörung gegen diese Agenda in den Mainstreammedien ist jedoch heuchlerisch.
Der Ton der medialen Berichterstattung über Bannons Auftritt, auch der sogenannt liberalen Stimmen, war durchwegs kritisch bis sehr kritisch. Das liegt sicher auch daran, dass Bannon mit den Medien hart ins Gericht ging, die seiner Meinung nach als globalisierte Konzerne keinerlei Übereinstimmung mit einer national ausgerichteten Wirtschaftspolitik haben.
Schliesslich war aber vor allem der von Bannon verwendete Begriff der „Dekonstruktion“ ein gefundenes Fressen für die Medien. Daran sollte er aufgehängt werden: „Es war nicht klar, ob Bannon mit dem von ihm gewählten Begriff der ‘Dekonstruktion’ letztlich die Zerstörung meint.“ Diesen Satz schrieben Dutzende deutschsprachige Online-Medien einander ab, obwohl aus dem Kontext klar hervor ging, dass Bannon den Begriff eben im Sinne eines Rückbaus des Staates verstanden wissen wollte. Der Chefstratege der US-Regierung hatte wörtlich gesagt, die Kabinettsmitglieder seien alle aus einem bestimmten Grund ausgewählt worden: „Und das ist Dekonstruktion.“
Man kann von den Reformplänen der amerikanischen Regierung halten, was man will. Bemerkenswert ist aber, wie beflissen und einseitig unsere Medien darin sind, die neue amerikanische Regierung als Bedrohung darzustellen. Ein ähnlich orchestriertes Misstrauen, hat es gegenüber den Vertretern der Genderpädagogik und der radikalen Gender-Studies, die mit staatlicher Unterstützung Mädchen und Jungen in ihrer Geschlechtsidentität „dekonstruieren“, in den Mainstreammedien noch nie gegeben. Da fragt kaum eine Zeitung kritisch nach, ob das Gesellschaftsexperiment der Geschlechterdekonstruktion letztlich nicht auf eine Zerstörung unserer Lebensgrundlagen hinauslaufe. Junge Menschen dürfen in ihrer sexuellen Identität „verstört“ und „dekonstruiert“ werden; der Staat, der diese Dekonstruktion auch noch fördert, hingegen darf in seinem Einflussbereich nicht beschnitten werden.
Wenn der neue US-Präsident die Gender-WC-Politik seines Vorgängers zurücknimmt, so ist das zweifellos ein gutes Zeichen. „Zurückschneidungen“ des Staates in diesem Sinn wünschte man sich auch bei uns. Es ist auch nicht einsehbar, wieso eine Gesellschaft freier wird, wenn sogenannte Transgender-Jungen und -Mädchen, die sich dem entgegengesetzten Geschlecht zugehörig fühlen (oder dies behaupten), an Schulen und Universitäten die Toiletten und Umkleidekabinen ihrer Wahl benützen dürfen. Dadurch entsteht nicht zuletzt ein zusätzliches Risiko für sexuelle Übergriffe. Doch viele unserer Medien sehen das offenbar ganz anders. Sie suggerieren einen Angriff auf fundamentale Rechte sexueller Minderheiten und schwingen die Diskriminierungs-Keule. Obamas absurde Regelung wird hingegen als „liberal“ bezeichnet, was sie bei näherem Hinsehen gar nicht ist. Denn mit exzessivem Minderheitenschutz, der wie in Canada die gesellschaftliche Normalität den Bedürfnissen und Forderungen kleinster Minderheiten unterwirft, schikaniert man letztlich 97,5 Prozent der Bevölkerung.
Die Anzeichen verdichten sich, dass die, die am lautesten gegen Bannon und Co. schreien, eine mindestens ebenso revolutionäre Agenda verfolgen. Unsere scheinbar liberalen Mainstreammedien bevorzugen offenbar einen aufgeblähten Gesinnungsstaat, der Minderheiten instrumentalisiert, um die ganze Gesellschaft zu dekonstruieren. Oder zu zerstören?