Seit 14 Jahren wird in Deutschland das Angebot an Ganztagsschulen ausgebaut. Mittlerweile wird auch in den westlichen Bundesländern knapp jeder dritte Grundschüler bis in den Nachmittag betreut. Folglich könnten eigentlich mehr Mütter berufstätig sein. Sie sind es aber nicht, zeigt eine Untersuchung der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Marie Paul von der Universität Duisburg-Essen (UDE) und Fabian Dehos vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.
Die rot-grüne Bundesregierung investierte ab 2003 massiv in Ganztagsplätze. Sie fehlten vor allem im Westen, wo bis heute auch weniger Mütter Vollzeit arbeiten als im Osten. Statistisch gesehen sind mittlerweile zwar mehr Mütter berufstätig (durchschnittlich 25 Stunden). „Doch wir zeigen in unserer Studie, dass das nicht auf den Ausbau von Ganztagsgrundschulen zurückgeht“, betont Professorin Paul. Sie und ihr Kollege haben hierfür Daten des Sozioökonomischen Panels und des Mikrozensus verwertet. „Wer seine Kinder nachmittags in der Schule versorgt weiss, sucht sich nicht deswegen einen Job oder stockt seine Stunden auf. Ausserdem sind viele Frauen nicht zwingend auf die Ganztagsschule angewiesen, obwohl sie arbeiten. Sie würden die Betreuung auch so irgendwie organisiert bekommen.“
Anders sieht es beim Ausbau von Kitaplätzen aus, sagen die Autoren. Dieser habe tatsächlich mehr Mütter nach der Babypause in den Job zurückgebracht. Ob das jedoch für die Gesellschaft eine gute Entwicklung darstellt, ist nicht Gegenstand der neuen Studie. Andere wissenschaftliche Befunde lassen daran jedoch erhebliche Zweifel aufkommen.