Seit 2015 führt das Bundesamt für Statistik (BFS) Studien durch, die zeigen, dass Vorstrafen im Jugendalter sowie das Geschlecht das Risiko einer Verurteilung im Erwachsenenalter beeinflussen. Für straffällige Jugendliche erhöht sich das Risiko, im Erwachsenenalter verurteilt zu werden, gegenüber Jugendlichen ohne Vorstrafen beinahe um ein Fünffaches. Jungen weisen gegenüber Mädchen ein 5,5-mal höheres Risiko auf, als Erwachsene straffällig zu werden. Dies geht aus einer Analyse des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.
Zur Beobachtung der individuellen Verläufe von Straffälligen wurden zwei Statistiken herangezogen: die Jugendstrafurteilsstatistik (JUSUS) und die Strafurteilsstatistik (SUS) bis zum 23. Altersjahr. Analysiert wurde einerseits eine Gruppe von 95’695 Personen mit Jahrgang 1992 und Schweizer Staatsangehörigkeit oder C-Ausweis, andererseits eine Teilgruppe davon mit 7’428 straffälligen Jugendlichen, die in der JUSUS erfasst sind.
Höheres Rückfallrisiko für Männer
Das Geschlecht der Verurteilten beeinflusst das Verurteilungsrisiko im Erwachsenenalter am stärksten. Die Wahrscheinlichkeit, im Erwachsenenalter verurteilt zu werden, ist bei Männern 5,5-mal höher als bei Frauen. Bei den straffälligen Jugendlichen haben verurteilte Jungen ein beinahe viermal höheres Risiko, im Erwachsenenalter rückfällig zu werden, als verurteilte Mädchen.
Die erste Verurteilung macht den Unterschied
Eine Verurteilung im Jugendalter beeinflusst den weiteren Verlauf der kriminellen Laufbahn stark. Jugendliche, die mindestens einmal verurteilt wurden, weisen ein fünfmal höheres Risiko auf, im Erwachsenenalter straffällig zu werden, als nicht verurteilte Jugendliche. Bei den verurteilten Jugendlichen steigt die Rückfallrate im Erwachsenenalter mit der Anzahl der Jugendurteile. Die Anzahl der Jugendurteile wirkt sich jedoch weniger stark aus als die Tatsache, ein erstes Mal verurteilt worden zu sein. Beim ersten Jugendurteil steigt also das Risiko, die kriminelle Laufbahn fortzusetzen, am stärksten.
Die in der Studie berücksichtigten Faktoren sind nicht die einzigen, die Einfluss nehmen. Weitere Variablen, beispielsweise soziodemografische Variablen wie das Bildungsniveau, das Wohnviertel und das familiäre Umfeld, dürften sich ebenfalls auf das Risiko, im Erwachsenenalter (wieder) verurteilt zu werden, auswirken. Da diese Variablen in der JUSUS- und SUS-Datenbank nicht enthalten sind, konnte ein entsprechender Einfluss jedoch nicht untersucht werden.
Quelle: Bundesamt für Statistik, Medienmitteilung vom 21. August 2018