Die „Sternstunde Religion“ des Schweizer Fernsehen SRF zeigt am 3. März 2019 eine Diskussionssendung mit dem Titel „Streitfrage – Ehe für alle“. Die Aufzeichnungen dazu sind für den 25. Februar geplant. Wie Recherchen des Nachrichtenmagazins „IdeaSpektrum“ (NR. 7/2019) zeigen, sind die drei zur Diskussion eingeladenen Gäste allerdings allesamt Befürworter einer „Ehe für alle“. Erinnerungen an vergangen November werden wach, als in der Sendung „Streitfrage – Abtreibung“ unter Ausschluss von Gegnern der sogenannten Fristenlösung über die Tötung ungeborener Kinder diskutiert wurde.
Idea-Redaktor David Gysel ging deswegen der Frage nach, ob überhaupt versucht wurde, für die anstehende „Streitfrage“ auch Gegnerinnen oder Gegner der „Ehe für alle“ einzuladen. Die erstaunliche Antwort, die das Magazin von Christa Miranda, Redaktorin und Produzentin der Sendung, erhielt, war, dass sie darauf keine Antwort geben könne.
Zum Titel der Sendung und der Auswahl der Podiumsteilnehmer erklärte Miranda weiter: „‚Streitfrage‘ heisst in unserem Format nicht zwingend, dass man sich unter den Diskussionsteilnehmern einen erbitterten Schlagabtausch liefern muss. Wir suchen nicht in erster Linie den Streit, sondern die Vertiefung, die unterschiedlichen Sichtweisen (?, Anm. Redaktion), das Zuhören, die Fragen hinter den Fragen.“
Wie weiter aus dem Bericht von Idea hervorgeht, handelt es sich bei dieser Einseitigkeit um einen Widerholungsfall. Als am 11. November 2018 die „Steitfrage – Abtreibung“ diskutiert wurde, äusserte sich keiner der Gäste auf dem Podium ablehnend zur sogenannten Fristenregelung. Zwar hatte das SRF laut Idea vor dieser Sendung auch Gegner der Abtreibung angefragt, diese dann aber doch nicht eingeladen. „Die Sternstunden haben den Anspruch differenziert zu diskutieren und nicht zu polarisieren“, habe SRF-Mediensprecherin Nadine Gliesche gegenüber nau.ch den Aussschluss der Gegner gerechtfertigt. Die angefragten Abtreibungsgegner seien nämlich „in ihren Argumentationen so radikal“ gewesen, dass sie nicht ins Format gepasst hätten.
Wer zu kontroversen Themen das zulässige Meinungsspektrum so einschränkt, wie es das SRF nun zum zweiten Mal zu tun gedenkt, kann nicht vorgeben, seinem gesetzlichen Auftrag nachzukommen, der darin bestünde, zur freien Meinungsbildung beizutragen. Da kann die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG lange behaupten, im Dienste der Schweizer Demokratie zu stehen. Was das SRF gegenwärtig bietet, ist wahrlich keine Sternstunde des Meinungspluralismus. Blick-Kolumnist Giuseppe Gracia ging wegen der Abtreibungs-Diskussion im letzten November denn auch zurecht hart ins Gericht mit dem staatlich finanzierten TV-Sender:
„Bewahren Sie uns vor dem grässlichen Gedankenmassaker einer unzensierten Kontroverse. Schützen Sie uns vor dem schlafraubenden Psychoterror einer Debattenvielfalt, die uns radikal auf uns selber zurückwerfen würde, in die Anstrengungen der individuellen Freiheit des Denkens. Nehmen Sie als Dank für Ihren Schutz, für die volkserzieherischen Leistungen Ihrer moralisch erleuchteten SRF-Elite weiterhin unsere Radio- und Fernsehabgaben, auch von jenen, die Sie gesellschaftlich für nicht mehr tolerierbar halten. Denn für diese gilt: Strafe muss sein.“
Doch leider hat selbst dieser Ausguss gerechten Zornes und zynischen Spottes in der grössten Schweizer Kaufzeitung nichts ausgerichtet. Das SRF scheint, was demokratische Prinzipien angeht, unbelehrbar zu sein.