Die familiäre Erosion, die Ganztagsbetreuung von klein auf und die Sexualisierung beeinflussen heute die Identitätsbildung von Mädchen. Alle drei Faktoren sind durch den Feminismus bedingt.
„Die Frau kommt nicht als Frau zur Welt, sie wird es“, sagte einst Simone de Beauvoir, die Frontfrau des französischen Feminismus. Dabei ist die Verwendung des Wortes „Feminismus“ bereits eine Finte! Denn nichts an dem, was Beauvoir und ihre Jüngerinnen taten, setzte die Frau ins Zentrum. Das tat der Feminismus noch nie! Es geht um Machtkämpfe gegen das „Patriarchat“, für die man den Begriff „feminin“ in Geiselhaft nimmt – zum Schaden der Frauen und auch der Männer.
Frausein war für Beauvoir keine biologische, sondern eine soziale Kategorie, und zwar die einer Unterdrückung unter maskulin-patriarchale Strukturen. Ihr Programm war ein radikal subversives: Der Mann sollte seine Männlichkeit und die Frau ihre Weiblichkeit verlieren. Dann, so meinte Beauvoir, würde die so genannte „patriarchale Unterdrückung“ enden. Alle politischen, gesellschaftlichen und familiären Ordnungen sollten dem Feminismus folgen. Es wird auf den Kopf gestellt und in Konkurrenz gesetzt, was sich liebend ergänzen soll: Mann und Frau. Wie ist es um eine Gesellschaft bestellt, in der Frauen seit Jahrzehnten erzählt wird, dass sie als Ehefrau und Mutter unterdrückt werde?
Abseits des Mainstreams gibt es empirische Studien und Bücher, die Alltagsphänomene beschreiben, die als das klare Ergebnis von leidvollen Erfahrungen im Zuge der „sexuellen Befreiung“ zu werten sind.
Die Zerstörung der Familie
Bernd Siggelkow und Wolfgang Büscher haben als Gründer des Kinderhilfswerks das Buch „Deutschlands sexuelle Tragödie: Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist“ geschrieben (GerthMedien, 2008). Schon 11-jährige Mädchen fragen heute, ob es normal sei, noch keinen Sex gehabt zu haben. Kinder sehnen sich nach Geborgenheit und einer Familie. Sie driften in die Verwahrlosung ab, wenn ihre unerfüllte Sehnsucht in einer enthemmten Gesellschaft absorbiert wird, konstatieren die Autoren.
Martin Voigt untersucht in „Mädchen im Netz: süss, sexy, immer online“ (Springer Spektrum, 2015) die Selbstdarstellung von 12- bis 16-jährigen Mädchen in sozialen Online-Netzwerken wie Facebook. Dabei wird deutlich, dass der Feminismus die Seelen der Kinder spaltet. Vor allem die Selbstbilder der Mädchen sind durch eine Sexualisierung und sexuelle Verfügbarkeit geprägt, die Feministinnen als „Empowerment“ und Selbstbestimmung feiern.
Doch die Feministinnen wollen gar nicht so genau hinschauen, denn dann kämen sie in Erklärungsnot, warum Teenager-Mädchen alles daransetzen, dem männlichen Blick zu gefallen – sie sind das Gegenteil von selbstbestimmt. Mit Schmollmündchen, Kulleraugen und tiefem Dekolleté perfektionieren sie intuitiv oder kokettierend den Lolita-Typus, beschreibt Voigt die kitschig-süsse Mädchenwelt. Sogar Kuscheltiere wie Hello Kitty unterstreichen auf ihren Selfies das Spannungsfeld zwischen kindlich und sexy, zwischen Schutzbedürftigkeit und sexueller Verfügbarkeit.
Drei wirkmächtige Faktoren stellt der Jugendforscher vor, die Mädchen in ihrer Identitätsbildung beeinflussen: Die familiäre Erosion, die Ganztagsbetreuung von klein auf und die Sexualisierung im Zuge der „sexuellen Revolution“. Alle drei Faktoren sind durch den Feminismus bedingt: „Der Schulterschluss aus Dekonstruktivismus, Feminismus und Politik folgt keiner offiziellen Agenda, richtet sich aber z. B. unter dem Begriff „Gender Mainstreaming“ stets gegen die traditionelle Familie“.
Warum gegen die Familie? Weil diese als Keimzelle der angeblichen antifeministischen patriarchalen Struktur gilt, als Unterdrückung der Frau im kleinsten Raum.
Die Opfer des Feminismus
Niemand kann die Tränen weinen, die geweint werden müssten, wenn man sieht, welches Leid diese wahnsinnige Ideologie bei Mädchen und Frauen hinterlässt.
Der Wert von Mädchen und jungen Frauen ist heute vor allem von ihrem sexuellen Status bestimmt. Über Casting-Shows und Serien wird das auch medial gepusht: „Die bei Jugendlichen beliebte Serie How I Met Your Mother handelt davon, dass „sich kennenlernen“ inzwischen bedeutet, sich im Bett auszuprobieren“, sagt Voigt. „In der vergleichbaren Serie Two and a Half Men verfolgt der sympathische Held Charlie das Ziel, mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen.“
Die Pädagogik und Realitätsschilderung solcher Serien sollte man nicht unterschätzen. Sie spiegeln, was sich in der Wirklichkeit abspielt. Und sie wirken in diese zurück: „Jedes dritte 14-jährige Mädchen besucht einen Frauenarzt, um sich über Verhütungsmethoden beraten zu lassen“, gibt Voigt Einblick in Statistiken. Der Erstkontakt mit Pornographie liegt bei elf Jahren. Und warum so viele junge Mädchen Diät halten, beschäftigt gleich mehrere Studien.
Voigt schildert auch, wie moderne Aufklärung an Schulen heute mitunter stattfindet. Lehrer verlassen das Klassenzimmer und Sexualpädagogen berichten über sexuelle Praktiken und Orientierungen. Schwangerschaften gelten als Unfälle und die „Pille danach“ wird wie Abtreibung als Lösung des „Unfalls“ präsentiert.
Als wären sie so „tough“ wie die Charaktäre in der Serie „Sex and the City“ beginnen die Mädchen sexuelle Beziehungen und beenden sie wieder. Sie halten sich dabei für reif und erfahren, aber ihr Abitur liegt noch in weiter Ferne. Von den Konsequenzen ahnen sie nichts.
„Sex ist nicht so belanglos wie ein gemeinsames Essen, ein Händeschütteln oder eine Umarmung, auch der „pure Sex“ beim One-Night-Stand nicht. Es bleibt etwas hängen, und man lässt etwas von sich los. So umschreiben es Psychologen aus ihrer therapeutischen Erfahrung heraus“ (Ebd. 149), konstatiert Voigt und verweist auf Studien zur Eheunzufriedenheit. Das Scheidungsrisiko steigt durch voreheliche und promiskuitive Erfahrungen: „Die Ergebnisse der Studien sind insgesamt eindeutig.“
Die Sehnsucht nach dem Vater und der Familie
Ein Mangel an Liebe und Annahme ist oft die Ursache für die sexuelle und affektive Unordnung und das Heischen nach Aufmerksamkeit, das in den Selbstdarstellungen sichtbar wird: „Unter der modernen sexuellen Beliebigkeit verbergen sich Verletzungen und Enttäuschungen, die Eltern ungewollt auf ihre Kinder übertragen. Die vor knapp fünfzig Jahren begonnene Spirale der sexuellen Befreiung dreht sich von Generation zu Generation immer schneller bis zur aktuellen Situation, in der bereits pubertierende Kinder – quasi als kleine Erwachsene – intime Beziehungen beenden und umgehend erneut körperliche Nähe suchen“, schreibt Voigt.
Hinter vielen dieser Entwicklungen stecken oft die Erfahrungen von zerbrochenen Familien – oder auch die Erfahrung, nie eine echte Familie gehabt zu haben. Meist ist es der Vater, der entweder fehlte oder nur als Negativ-Beispiel präsent war.
Dabei sind für eine gesunde Erziehung beide Eltern wichtig. Wenn junge Mädchen und Frauen keine Vaterfigur haben, entwickeln sie schnell ein ungesundes Männerbild. Sie suchen einen Freund und Vaterersatz, suchen Strenge und Dominanz. Oft fehlt die Grenze, in der pathologische Männlichkeit identifiziert und gemieden wird, was dann mit Gewalterfahrungen einhergehen kann.
Frauen müssen wieder Frauen und Männer wieder Männer sein dürfen – und Kinder wieder Kinder. Es braucht den Mann, der die Familie schützt und die Mutter, die sie fürsorglich zusammenhält. Was Mann und Frau ist, ist uns ins Herz geschrieben. Familie ist etwas Heiliges und für deren Aufbau lohnt sich jede Hingabe.
Quelle: CathWalk