Das Ja zur Ausweitung der Antirassismus-Strafnorm zieht wie erwartet weitere Forderungen nach sich. Obwohl das Parlament diese im Vorfeld ablehnte, soll nun Druck gemacht werden, die Strafnorm in einem nächsten Schritt auf transsexuelle Menschen auszuweiten. Des Weiteren wird verlangt, dass gleichgeschlechtliche Paare Zugang zu Samenspende und Volladoption erhalten.
Die LGBTTIQ-Aktivisten machten am 9. Februar 2020 keinen Hehl aus ihren weiteren Absichten und Forderungen. Der Abstimmungssieg wird als klares Zeichen für weitere Zugeständnisse und eine volle Gleichstellung gewertet. „Den Schwung von heute gilt es nun, ins Parlament zu tragen“, erklärte beispielsweise SP-Nationalrätin Tamara Funiciello. Der Bundesrat reagiert noch zurückhaltend. Bundesrätin Karin Keller-Sutter hatte im Anschluss an die Abstimmungs-Pressekonferenz erklärt, weitere Fragen – insbesondere der Zugang zur Fortpflanzungsmedizin – müssten noch geprüft werden. „Es gibt Vertiefungsbedarf“, so die Bundesrätin, „einige rechtliche Fragen sind noch zu klären.“
Kein Interesse an sorgfältigen Abklärungen zeigt im Gegensatz dazu die Präsidentin der Lesbenorganisation Schweiz, Anna Rosenwasser. Sie findet, die Gegner würden mit einer falschen Idee der Natürlichkeit argumentieren. Deutlich anders als Funiciello und Rosenwasser stellt sich der Anwalt und FDP-Ständerat Andrea Caroni zur neuen Erweiterungsforderung. Aus seiner Sicht würden zusätzliche Ausweitungen der Antirassismusstrafnorm die Redefreiheit unangemessen beschneiden: „Das Problem mit dieser Norm ist: man kann sie nie zu Ende bauen. Es gibt unendlich viele Kriterien, nach denen man Menschen negativ kommentieren kann. Jedes einzelne Kriterium scheint logisch, und mit jedem Punkt schränken wir die Meinungsfreiheit ein ganz klein wenig mehr ein.“