Viele muslimische Migranten kommen aus Ländern und Gesellschaften, wo „der Antisemitismus Staatsräson ist. Sie bekommen es in der Schule, in allen Institutionen, in den Medien und der Politik jeden Tag mit.“
Dreimal wurde die Grazer Synagoge Ende August 2020 zum Ziel eines antisemitischen Angreifers: „pro-palästinensische Schmierereien an der Fassade, ein eingeschlagenes Fenster – und schliesslich ein tätlicher Angriff auf den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde in Graz, Elie Rosen.“ So fasst die Kronen Zeitung die tragischen Ereignisse zusammen, die über die Grenzen Österreich hinaus schockiert haben. Ein 31-jähriger Syrer hat, wie die NZZ berichtet, laut Österreichs Innenminister Karl Nehammer die Attacke auf Elie Rosen gestanden. Es habe sich um einen Angriff mit „islamistischem Motiv“ gehandelt. Der Verdächtige sei ein „radikal-islamistischer Antisemit“, der als Flüchtling seit 2013 in Österreich lebe. Der Mann lehne die österreichische Gesellschaft ab. „Wir haben es hier mit einem systemischen Problem zu tun und nicht nur mit einer einzelnen Tat“, sagte Nehammer.
Mittlerweile diskutierten Experten in Österreich intensiv das Problem des islamischen Antisemitismus. Für den in Teheran geborenen Ebrahim Afsah, Professor für Rechtswesen und Ethik im Islam an der Uni Wien gibt es, wie er im Interview mit der Kronen Zeitung erklärt, keinen Zweifel daran, dass im Islam andere Religionen geduldet, aber nicht gleichgestellt würden: „Der Islam hatte vom ersten Tag an sehr starke antisemitische Aspekte.“ Die Ansicht, dass der Antisemitismus in Österreich zum Teil importiert wurde, teilt auch der kurdischstämmige Soziologe Kenan Güngör: Viele Menschen, so Güngör, kämen aus Ländern und Gesellschaften, wo „der Antisemitismus Staatsräson ist. Sie bekommen es in der Schule, in allen Institutionen, in den Medien und der Politik jeden Tag mit.“
„Solche Anschläge werden vom grössten Teil der Muslime hier definitiv abgelehnt“, meint Güngör. Aber er fährt fort: „Was es gibt, ist ein billigendes Auge. Man sagt: ,Na ja, aber die Juden sind ja nicht an allem ganz unschuldig.‘ Man bestätigt die Gewalt nicht, aber man relativiert ein Stück weit. Und das ist schon Problem genug.“