Mit Wortspielen wie AUF-RISS? NEU-GIERIG? AUS-ZIEHEN? VER-PACKT? AUS-BRECHEN? setzt die Winterthurer Fachstelle „liebesexundsoweiter“ in der Kampagne 2020 das Kondom in Szene. Die Aufforderung zum Ausbrechen aus einer festen Beziehung wie der Ehe dürfte dabei für Betrachter eine der naheliegendsten Deutungsmöglichkeiten sein. Dass solche Botschaften auf betrogene Ehepartner und die mitbetroffenen Kinder wie ein Schlag ins Gesicht wirken müssen, wird dabei in Kauf genommen.
Von Regula Lehmann
Die Spassgesellschaft soll sich austoben – den Preis dafür bezahlen diejenigen, die dazu nicht gefragt wurden: Kinder, die den Zerbruch ihrer Familie miterleben, Jungen und Mädchen, die zwischen Papa und Mama hin- und hergeschoben werden oder die wechselnden sexuellen Beziehungen ihrer Eltern aushalten müssen. Dass solche Erfahrungen langfristige Auswirkungen auf die seelische Stabilität von Kindern haben, ist durch pädagogische oder psychologische Erfahrung belegt. Doch die Tatsache, dass die Verharmlosung oder das Bewerben sexueller Untreue alles andere als gesundheitsförderlich ist, interessiert offenbar kaum: Geht es um sexuelle Gesundheit, wird der Zusammenhang zwischen dem eigenem Sexualverhalten und den grassierenden Geschlechtskrankheiten häufig ignoriert.
Die Gelder fliessen trotz fragwürdigem Wirkungsnachweis ungehindert: Die Fachstelle „liebesexundsoweiter“ wird vom Kanton Zürich jährlich mit 80’000 Franken unterstützt, während treue- und damit nachhaltig gesundheitsfördernde Initiativen ihre Präventionsarbeit oft vollumfänglich selbst berappen müssen. Dass die Namen der entsprechenden Organisationen nicht längst durch zutreffendere ersetzt wurden, irritiert ebenso wie die hohen Unterstützungsbeiträge aus öffentlicher Hand. Sympathiebekundungen für riskantes und Menschen verletzendes Sexualverhalten müssten aus Sicht des Kindeswohls umgehend gestrichen und durch effektivere Präventionskampagnen ohne gesellschaftszersetzende Beigaben ersetzt werden.