Namhafte Repräsentanten der Evangelischen Kirche in Deutschland wie der hannoversche Landesbischof Ralf Meister und der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, werben in der FaZ vom 10. Januar 2021 für die Möglichkeit eines assistierten professionellen Suizids in kirchlich-diakonischen Einrichtungen. Die Wiener Bioethikerin Susanne Kummer kritisiert diese Haltung.

Während im Zusammenhang mit Covid-19 alles getan wird, um Todesfälle zu verhindern, soll nach dem Willen von Theologen wie Meister oder Lilie der assistierte Suizid kirchlich unterstützt werden. In der Schweiz hat sich die Anzahl der Fälle von Beihilfe zum Suizid laut der jüngsten Statistik des BFS seit 2010 verdreifacht – für Susanne Kummer, Geschäftsführerin des Instituts IMABE, eine erschreckende Entwicklung. Selbsttötung mit Hilfe von Dritten mache bereits 1,8 Prozent aller Todesfälle in der Schweiz aus, so Kummer auf kath.net im Dezember 2020. Die Ethikerin weist zudem auf einen weiteren Aspekt der am 16. Dezember 2020 veröffentlichten BFS-Statistik hin: Während die Anzahl der Suizide in der Schweiz seit 2010 mit rund 1000 Fällen weitgehend konstant geblieben sind, kommen mit der Beihilfe zur Selbsttötung inzwischen weitere 1000 Suizide hinzu. Für Kummer bestätigt sich, dass es überall dort, wo Beihilfe zum Suizid erlaubt wird, zu einer Vervielfachung von Selbsttötungen komme. Suizid sei „ansteckend“, so die Ethikerin. Auch Menschen mit Demenz und Depression zählten zu den Opfern dieser Entwicklung. Soziale Isolation und Einsamkeit seien bekannt als Risikofaktoren für Suizide. „In der Schweiz wächst der Druck auf Altersheime und Krankenhäuser, ihre Tore auch für sogenannte Suizidhelfer zu öffnen“, stellt Kummer fest. Die Grenzen zwischen dem Recht auf freie Selbstbestimmung, Druck von aussen und Verleitung seien fliessend.