Geschlossene Restaurants, leere Schaufenster – je länger die Einschränkungen andauern, desto mehr Menschen verlieren ihre Arbeitsstelle. Stark betroffen sind von dieser Entwicklung insbesondere viele Arbeitsplätze aus den tieferen Lohnsegmenten. Was bedeutet, dass bei manchen Einzelpersonen oder Familien am Ende des Geldes noch viel Monat übrigbleibt.

Diese Entwicklung spüren auch Lebensmittelabgabestellen, wie z.B. der gemeinnützige Verein Food-Care mit Sitz in Gossau SG. Markus Hofmann, Initiator und Leiter der Initiative gegen „Food waste“ (Lebensmittelverschwendung), schreibt dazu auf dem Internetportal seines Vereins: „Die Armut und grosse Not nimmt auch in der Schweiz stetig zu. Über 600‘000 Schweizerinnen und Schweizer sind von diesem Schicksal betroffen. Im Gegensatz dazu fallen täglich grosse Mengen überschüssiger Lebensmittel an. Diesen Überschuss wollen wir genau an diese betroffenen und bedürftigen Menschen verteilen und die vorhandene Not mit unserem Engagement an den verschiedenen Abgabestandorten vor Ort lindern.“

Unkompliziert, praktisch und sinnvoll will Hofmann Menschen in Notsituationen unter die Arme greifen. Dafür muss hart gearbeitet und insbesondere für den Transport gekühlter Lebensmittel auch Einiges an Finanzen in entsprechende Transportfahrzeuge investiert werden. Unterstützt von ehrenamtlichen Helfern holt der Leiter mit seinem Team von Dienstag bis Samstag einwandfreie, jedoch überschüssige Lebensmittel direkt bei Grossverteilern, Produzenten und Detaillisten ab. Die Produkte werden sortiert und dann an soziale Institutionen wie z.B. reformierte, katholische und freie Kirchgemeinden, Obdachlosenheime, Gassenküchen, Notunterkünfte oder andere Hilfswerke, von denen viele eine wöchentliche oder vierzehntägliche Lebensmittelabgabestelle betreiben, verteilt.

Allein in der Ostschweiz konnten seit 2006 19 solcher Verteilstellen ins Leben gerufen werden. Die Anzahl Bezüger nimmt stetig zu, insbesondere Familien mit mehreren Kindern sind froh über das Angebot und können gegen einen Unkostenbeitrag Lebensmittel mit nach Hause nehmen, die ansonsten im Müll gelandet wären. Wertvolle Produkte, welche zwar über dem Verkaufs-, nicht aber über dem Verbrauchsdatum sind, finden somit dankbare Abnehmer. Dabei kommt es auch vor, dass manches, was zu Regelpreisen für die Bezüger nicht erschwinglich wäre, in den Lebensmittelkorb gepackt werden kann. Dies ist für viele Familien ein besonderer Moment, bei dem in normalen Zeiten auch die Gemeinschaft nicht zu kurz kommt: Gelten nicht gerade Corona-Einschränkungen, werden die Bezüger vielerorts mit Kaffee oder Tee bewirtet und manche Abgabestellen bieten Kinderbetreuung an, damit Eltern in Ruhe Lebensmittel beziehen und mit anderen Bezügern oder den freiwilligen Helfern plaudern können. „Essen verteilen statt vernichten” – in Coronazeiten wichtiger denn je.

Mehr Infos unter: www.food-care.ch