Covid-19 schürt eine wachsende, versteckte „Schattenpandemie“ aus geschlechtsspezifischer Gewalt, Entführung und Menschenhandel, die sich gegen christliche Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt richtet. Das ist eines der Ergebnisse eines neuen Berichts von Open Doors im Vorfeld des Internationalen Frauentages am 8. März 2021. Unter anderem nahmen Gewalt und Menschenhandel erheblich zu.
Der Report im Vorfeld des Internationalen Frauentages deckt auf, dass „die Corona-Pandemie die Verletzlichen noch verletzlicher gemacht hat.“ Der Bericht untersucht die Art und das Ausmass der geschlechtsspezifischen religiösen Verfolgung („Gender-Specific Religious Persecution“/GSRP) gegen Frauen über einen Zeitraum von zwölf Monaten von Oktober 2019 bis September 2020. Er konzentriert sich weitgehend auf die 50 Länder, die auf dem jährlichen Weltverfolgungsindex von Open Doors aufgeführt sind und in denen Christen der stärksten Verfolgung und Unterdrückung ausgesetzt sind.
Starke Zunahme von Gewalt und Menschenhandel
Zu den wichtigsten Ergebnissen hinsichtlich der Situation von Frauen gehören:
- Eine starke Zunahme von, grösstenteils versteckter, psychischer und physischer Gewalt gegen christliche Konvertitinnen. Laut dem Bericht sind „gefährdete Konvertitinnen einem grösseren Risiko ausgesetzt, wenn sie mit ihren Familien durch einen Lockdown ans Haus gebunden sind. Sie erleben häufig Gewalt und Missbrauch durch Familienmitglieder, weil sie die Religion der Familie oder der Gemeinschaft verlassen haben, um zum Christentum zu konvertieren.“
- Eine erhebliche Ausbreitung des Handels mit Frauen und Mädchen, die in Ehen oder sexuelle Sklaverei gezwungen werden. In den Golfstaaten zum Beispiel „führt der Lockdown zu einer deutlich geringeren Zahl von Menschen auf den Strassen, was es sowohl leichter macht, christliche Frauen und Mädchen ins Visier zu nehmen, als auch schwieriger, sie wiederzufinden.“
- Ein anhaltender Anstieg von Berichten über Vergewaltigungen und andere sexuelle Gewalt. So sagt ein namentlich nicht genannter Partner in der Zentralafrikanischen Republik: „Sexuelle Gewalt ist ein Mittel der Verfolgung, ein Weg, christliche Frauen verwundbar zu machen und auch die Gemeinschaft zu traumatisieren.“
Im Unterschied dazu werden Männer anders angegriffen, so der Bericht weiter. Zu den vorherrschenden Formen der Verfolgung gegen Männer gehören:
- Christliche Männer sind extremeren körperlichen Verletzungen oder sogar dem Tod ausgesetzt. Kirchliche Leiter werden besonders ins Visier genommen, „als Beispiele, um anderen Christen zu zeigen, welche Behandlung sie erwarten können.“
- Wirtschaftlicher Druck oder Haft. Durch die Einschränkung ihrer Fähigkeit, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, wird die gesamte Familie verwundbarer.
- Militär/Militärische Einberufung. Bei Männern, die gegen ihr Gewissen zum Dienst gezwungen werden, stieg die Zwangseinberufung zum Militär oder zur Miliz um 40 Prozent.
Ziel: Dezimieren
Im Nahen Osten, Nord- und Subsahara-Afrika nutzen extremistische Gruppen wie Boko Haram Zwangsverheiratung und Entführung als Mittel, um Mädchen und junge Frauen zu islamisieren und die bedrängte christliche Gemeinschaft zu dezimieren. In Teilen Asiens werden Mädchen aus armen christlichen Gemeinden ausgesondert und für arrangierte Ehen nach China verschleppt, wo geschlechtsselektive Abtreibung zu einem Mangel an jungen Frauen geführt hat.
Problem muss anerkannt werden
Open Doors fordert Regierungen und politische Entscheidungsträger daher auf, den Glaubensfaktor in Konfliktgebieten anzuerkennen. Der Glaube einer Person ist einer der Gründe, warum sie in Konfliktsituationen zur Zielscheibe werden könnte – besonders in Kombination mit ihrem Geschlecht. Die Autoren des Berichts bekräftigen: „Am Internationalen Frauentag müssen die politischen Entscheidungsträger verstehen, welchen Problemen christliche Frauen auf der ganzen Welt ausgesetzt sind, wenn sie versuchen, ihren gewählten Glauben friedlich auszuleben.“
Der Bericht über geschlechtsspezifische religiöse Verfolgung wird seit 2018 jährlich veröffentlicht. Er basiert auf Daten, die von Open Doors im Zusammenhang mit dem Weltverfolgungsindex erhoben und analysiert werden.
Quelle: Medienmitteilung Open Doors vom 5. März 2021