In Nigeria leben über 200 Millionen Menschen. Das Land ist reich an Rohstoffen, doch von deren Verkauf profitiert nur eine kleine Elite. Zudem ist die Korruption weit verbreitet. Dies berichtet das Hilfswerk „Kirche in Not“ in seinem Newsletter vom 1. Oktober 2021. Opfer sind oftmals Christen. Die Corona-Pandemie verschärft die Situation zusätzlich.
Der aus Nigeria stammende Msgr. Obiora Ike setzt sich vehement für die verfolgten Christinnen und Christen in seinem Land ein. Tausende von Opfern unter Christen und Muslimen gehen in Nigeria auf das Konto der radikalislamischen Gruppierung Boko Haram, die seit vielen Jahren Angst und Schrecken verbreitet. Die Gewalt gegen Christen betrifft vor allem den Norden des afrikanischen Staates. Dort leben mehrheitlich Muslime. Die Christen bilden im Norden eine Minderheit. Der Norden des Landes ist arm, trocken, sittenstreng und voller Vorbehalte gegen das Moderne. Der Süden dagegen boomt.
Boko Haram passt diese Entwicklung im Süden nicht und strebt ein Kalifat an. Die radikale Gruppe verfolgt alle, die einen säkularen Staat und ein gleichwertiges Nebeneinander der Religionen unterstützen. Durch die grassierende Korruption bei den Ordnungshütern und in der Politik gelingt es der Polizei und dem Militär nicht, die Terroristen wirksam zu bekämpfen.
Bewaffnete Fulani-Hirten
Die Ethnie der Fulani ist mit mindestens 25 Millionen Angehörigen eine der grösseren Gruppen in Westafrika. Die Fulani leben über viele Länder in der Region verstreut. In den meisten Staaten sind sie in der Minderheit. Traditionell leben sie als Hirtennomaden von der Viehzucht. Wegen des Klimawandels sehen sie sich ihrer Existenz bedroht, weshalb sie vermehrt in Gebiete ziehen, wo sesshafte Bauern Höfe betreiben. Fulani-Hirten sind oftmals bis an die Zähne bewaffnet, vertreiben die Bauernfamilien von ihren Bauernhöfen oder töten sie. Woher die Waffen kommen, lässt sich nicht genau sagen. Die Opfer sind häufig Christen. Diesen Konflikt auf die Religion zu beschränken, greift zu kurz. Der nigerianische Präsident Muhammadu Buhari, selbst ein Fulani, bleibt untätig. „Dies ist ein riesiger Skandal, den wir momentan in Nigeria erleben“, so Obiora Ike. Es wird geschätzt, dass im Jahr 2018 die Fulani für viel mehr Opfer verantwortlich waren als Boko Haram. Wie auch gegen Boko Haram unternehmen die Ordnungshüter kaum etwas gegen die bewaffneten Fulani-Hirten. Die Situation ist für viele Nigerianer schwierig.
Obiora Ike appelliert an die Menschen weltweit, die nigerianischen Christen nicht zu vergessen: „Die Welt darf das Schicksal der Christen in Nigeria nicht ignorieren. Was dort heute passiert, kann morgen auch anderswo eintreten. Wir müssen zusammenstehen und gemeinsam Lösungen finden.“ Msgr. Prof. Dr. Obiora ist nigerianischer römisch-katholischer Geistlicher, Professor und Menschenrechtler. 2020 wurde er von der Stephanus-Stiftung, die sich für die verfolgten Christen einsetzt, als Preisträger ausgezeichnet. Ihm wurde dieser Preis für sein grosses Engagement für die verfolgten Christen in seiner Heimat, aber auch rund um Welt verliehen. Obiora Ike kommt aus Nigeria vom 9. bis 17. Oktober 2021 in die Schweiz und wird in verschiedenen Pfarreien in Predigten auf die äusserst schwierige Situation der Christen in seiner Heimat Nigeria eingehen.
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