Wie jedes Jahr heisst es am 1. August wieder: Cervelats grillieren, Schweizerpsalm singen und Lampions aufhängen. Der 1. August, seit 1891 gefeiert, seit 1994 gesetzlicher Feiertag, gehört zum Pflichttermin von Herr und Frau Schweizer. Der erste Sommer nach den Corona-Einschränkungen und der Ukraine-Krieg verpassen dem Nationalfeiertag dieses Jahr einen besonderen Beigeschmack: Eine Pandemie, die uns die Freiheit nahm, ist (hoffentlich) Vergangenheit, ein europäischer Staat, welcher um seine Souveränität bangen muss, ist Gegenwart. Zukunft CH befragte Passanten auf den Strassen von St. Gallen, Junge und Alte, Schweizer und Ausländer, was der Nationalfeiertag für sie bedeutet und was dieses Land eigentlich ausmacht.
Zukunft CH: Welche Werte verbinden Sie mit der Schweiz?
„Sauberkeit, Pünktlichkeit, so hart wie es tönt: das Finanzwesen.“
„Sicherheit.“
„Neutralität.“
„Heimat und Tradition.“
„Die Menschen hier sind recht nett.“
„Freiheit und echte Demokratie.“
„Dass man so tut, als wäre man neutral, obwohl man es gar nicht ist.“
„Stolz, Pflichtbewusstsein, füreinander einstehen, Freiheit und gerade in dieser Zeit: Neutralität.“
„Die Berge, die Sicherheit, einfach alles!“
Zukunft CH: Was ist das Schöne daran, in der Schweiz zu wohnen?
„Dass im Gegensatz zu anderen Ländern alles sauber und ordentlich läuft.»
„Die Seen in der Schweiz.“
„Die gute Infrastruktur.“
„Fast alles; wir sind sehr gut versorgt.“
„Die Sicherheit und die Landschaft.“
„Die Natur.“
„Natur, Berge und der Wohlstand“
„Es ist schön zu wissen, dass wir hier im Vergleich zu anderen Ländern relativ sicher sind.“
„Die schöne Natur und die gute Infrastruktur in den Städten.“
Zukunft CH: Was ist für Sie typisch schweizerisch?
„Pünktlichkeit.“
„Schnitzel.“
„Die Heidi, Raclette und Fondue.“
„Herumjammern.“
„Dass wir etwas ‘bünzlig’ sind.“
„Das ist schwer zu sagen …“
„Schokolade und Käse.“
„Fondue.“
„Dass man sehr höflich ist.“
„Etwas kleinkariert, genau und pünktlich zu sein.“
Zukunft CH: Wie und wo feiern Sie den 1. August?
„Wir machen ein Festival und werden dann am Aufräumen sein.“
„Dieses Jahr werde ich ihn das erste Mal feiern; ich werde mit meiner Familie rausgehen und ein Picknick machen.“
„Dieses Jahr bin ich nicht hier.“
„Mit Freunden zuhause.“
„Ganz normal: mit einem Lampion und einer Cervelat zuhause.“
„Entweder zuhause oder auswärts mit der Familie.“
„Ein paar Familienmitglieder werden kommen und wir werden sicherlich die Hymne singen.“
„Ich feiere ihn gar nicht.“
„Wahrscheinlich werde ich mich dann auf den WK vorbereiten, der am nächsten Tag beginnen wird.“
Zukunft CH: Würden Sie sich als Patriot oder Patriotin bezeichnen?
„Ich bin eigentlich ein sehr stolzer Schweizer.“
„Nein; aber ich lebe bereits neun Jahre in der Schweiz und fühle mich wohl.“
„Jaein.“
„Ja.“
„Einigermassen ja.“
„Eigentlich ja, ich liebe unser Land.“
„Nein, auf keinen Fall!“
„Ja.“
Angesprochen auf den 1. August meint der politische Aktivist Nicolas A. Rimoldi: „Besonders in unsicheren Zeiten wie diesen müssen wir uns daran erinnern, auf welchen fünf Säulen die Eidgenossenschaft steht: Volkssouveränität, direkte Demokratie, Subsidiarität, Föderalismus und Neutralität.“ Rimoldi betont weiter, dass diese Prinzipien immer weiter ins Abseits gestellt werden. Deshalb müsse man gerade für diese Werte einstehen.
Auch der Politologe und Berner EDU-Grossrat Samuel Kullmann betont die Einzigartigkeit der Schweiz in ihrem politischen System. Er sieht die grösste Besonderheit an dem Schweizer Nationalfeiertag daran, dass bis 1994 die Kantone dem 1. August eine unterschiedliche Bedeutung zumassen und er erst durch eine Volksabstimmung komplett arbeitsfrei wurde. „Die Schweiz ist über viele Jahrhunderte zu dem gewachsen, was sie heute ist, und kann als Willensnation bezeichnet werden. Dies ist relativ aussergewöhnlich. Völlig einzigartig ist das politische System der Schweiz, welches Föderalismus, direkte Demokratie und eine sehr ausgeprägte Machtteilung miteinander verbindet“, so der Politiker. Der 1. August eignet sich perfekt, um sich dieser Werte wieder bewusst zu werden.