Am 18. September ist es wieder soweit: Wie jedes Jahr findet in der Schweiz der Dank-, Buss- und Bettag statt. Anders als in anderen Jahren hat dieser Feiertag durch Covid-19, Inflation und Krieg in der Ukraine einen besonderen Beigeschmack. Wir fragten den Generalsekretär der römisch-katholischen Zentralkonferenz, Dr. Daniel Kosch, wie er den Dank-, Buss- und Bettag sieht, und befragten Passanten auf den Strassen von St. Gallen zu dem Feiertag.
Zukunft CH: Herr Kosch, warum feiern wir den Dank-, Buss- und Bettag?
Dr. Kosch: Es ist eine alte Tradition, dass wir als Volk einmal im Jahr den Bettag feiern. Früher fanden Dank-, Buss- und Bettage sporadisch statt, bis der Feiertag irgendwann vereinheitlicht wurde.
Zukunft CH: Glauben Sie, dass dieser Feiertag noch zeitgemäss ist?
Dr. Kosch: Ja. Wir haben allen Grund, uns die Fragen zu stellen, zu denen uns dieser Feiertag herausfordert.
Zukunft CH: In Anbetracht von Covid-19, Inflation und Ukraine-Krieg: Kann man noch dankbar sein?
Dr. Kosch: Ja, denn wir können auch im Wissen, dass es manchmal uns selbst und anderen Menschen nicht gut geht, dankbar sein für viele gute Dinge, die wir haben.
Zukunft CH: Für was beten Sie persönlich?
Dr. Kosch: Ich bete für Anliegen, die sehr viele Menschen in unserem Land betreffen. Und gute Gründe, dankbar zu sein, habe ich auch genug.
Zukunft CH: Zu guter Letzt: Was bedeutet Ihnen der Dank-, Buss- und Bettag?
Dr. Kosch: Der Bettag ist etwas Besonderes: Denn er ist der einzige religiöse Feiertag, welcher nicht von der Kirche, sondern vom Staat veranlasst wurde.
Einigen Passanten in St. Gallen befragte Zukunft CH ebenfalls zum Thema. Hier ein Auszug der Antworten:
Thema Dankbarkeit: Für was sind Sie dankbar?
- Für mein Leben, für meine Familie und Freunde
- Für mein Zuhause und das sichere Gesundheitssystem
- Für meine Kollegen, für meine Gesundheit und dafür, dass ich alles habe was ich brauche
- Für meine Kolleginnen
- Für die gute Atmosphäre und die schöne Stadt
- Für das Essen
- Für die Gesundheit
- Für alles: Familie, Eltern, Leben
- Für die Karriere, die ich starten kann
Thema Busse: Gibt es etwas, das Sie bereuen?
- Ich mache immer wieder Fehler, aber für mich sind Fehler etwas, woraus man lernen kann
- Nein
- Eigentlich nichts; was bringt mir etwas zu bereuen, was bereits passiert ist?
- Ich bereue, dass ich in der Vergangenheit undankbar war
- Momentan nichts
- Ja; ich bereue, dass ich ein paar Fehler in meinem Leben gemacht habe
- Gute Frage! Ich habe mich nicht in jeder Situation getraut, Fragen zu stellen. Das bereue ich.
- Mir tut es leid, dass ich mich nicht so um meine Schwester kümmerte, als sie noch ein Kind war. Und ich bereue, dass ich in der Schule nicht früh Gas gegeben habe.
Thema Beten: Wann haben Sie zuletzt gebetet?
- Gestern Abend betete ich für meine Freunde
- Gestern, für die Gesundheit meiner Familie
- Vorgestern
- Ich glaube im März
- Keine Ahnung
- In den Ferien
- Letzte Woche
- Gestern Nacht
- Letzte Woche, bevor meine Mutter operiert wurde
Zum Bettag:
Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag ist in der Schweiz ein staatlicher veranlasster überkonfessioneller Feiertag, der von allen christlichen Kirchen und der Israelitischen Kultusgemeinde gefeiert wird. Er wird fast in der ganzen Schweiz jeweils am dritten Sonntag im September begangen, lediglich der Kanton Genf begeht stattdessen den Genfer Bettag als arbeitsfreien Feiertag am Donnerstag nach dem ersten Sonntag im September.
In der Entstehungszeit des Bundesstaates hatte der jährliche Bettag, seit 1832 für die ganze Schweiz eingeführt, staats- und kirchenpolitisches Gewicht als Zeichen und Instrument staatlicher und konfessioneller Einigung. So ist der Dank-, Buss- und Bettag eng mit der Gründung des Bundesstaates von 1848 verbunden. Zu diesem Zweck veröffentlichten die Kantonsregierungen jeweils eine Botschaft an das Volk, das sogenannte Bettagsmandat. Heute rufen zahlreiche National- und Ständeräte in einer gemeinsamen Erklärung vor dem Bettag dazu auf, sich auf die christlichen Grundwerte der Schweiz zu besinnen und um Gottes Segen zu bitten.