Mitten im Spätwinter, als das nasskalte Dauergrau draussen auf die Stimmung drückte, erinnerte sich der vierjährige Sohn einer Freundin an den baldigen Italienurlaub. Also holte er seine Sandalen und seine Badesachen heraus und erklärte seiner Mama, er sei jetzt „glücksbereit“.
Von Ursula Baumgartner
Was ist eigentlich Glück? Ist es, wie der Philosoph Aristoteles meint, das höchste Ziel des menschlichen Lebens? Ist es das Finden eines vierblättrigen Kleeblatts? Begegnet es uns beim Lottogewinn, in der Ehe oder wenn ein Kinderwunsch in Erfüllung geht? Oder hat Bauer Tönnsen aus einer norddeutschen Fernsehserie Recht, wenn er etwas pragmatisch vor sich hin philosophiert: „Wenn man lange kein Pech hat, dann hat man wirklich Glück.“?
Glück durch Dankbarkeit
Ein Online-Kinderlexikon erklärt den jungen Lesern: „Wer glücklich ist, ist zufrieden mit sich und damit, wie er lebt.“ Diese Definition kann Kinder viel lehren. Sie leugnet nicht, dass es Verbesserungsmöglichkeiten geben könnte oder behauptet, dass alles perfekt sein muss, damit man glücklich ist. Aber sie überlässt das Glücklichsein auch nicht dem Zufall oder – noch schlimmer – dem Schicksal. Der Zusammenhang zwischen Glück und Zufriedenheit lässt zudem noch Raum für eine dritte, wichtige Komponente: die Dankbarkeit. Eine bedenkenswerte Weisheit besagt: „Stell dir vor, du würdest alles verlieren, wofür du dich nie bedankt hast.“ In diesem Fall müssten wir uns vermutlich alle sehr schnell von mehr verabschieden, als uns lieb ist.
Glück durch Bereitschaft
Dankbarkeit hat aber noch weitere Nebeneffekte. Sie macht nicht nur zufrieden, sie lehrt uns auch Bescheidenheit und Gelassenheit. Denn nur wer dankbar ist, merkt, wie wenig im Leben selbstverständlich ist. Und nur wer dankbar ist, kann auch Situationen etwas abgewinnen, in denen etwas nicht nach seinen Vorstellungen läuft.
Damit sind wir zurück bei der „Glücksbereitschaft“. Was für ein schönes Wort! Und was für eine schöne Eigenschaft, wenn man zwar nicht naiv-optimistisch durch die Welt geht, aber doch in freudiger Offenheit all den Möglichkeiten entgegen sieht, die das Leben so mit sich bringen könnte.
Ich bin überzeugt, dass man diese Fähigkeit lernen kann. Die Zutaten kennen wir ja jetzt.