Peter Hahne zieht seit Jahrzehnten die Massen in seinen Bann. So auch am Samstag, den 30. September 2023, in Uster: Der bekannte deutsche Fernsehmoderator und Buchautor war der Einladung der Stiftung Zukunft CH gefolgt und sprach vor rund 400 Zuhörern im Stadthofsaal. Unter dem Motto „Zukunft ist Herkunft“ stellte er Überlegungen an, „wie wir aus der Krise kommen“.
Von Ursula Baumgartner
„Menschen ohne Wurzeln sind manipulationsanfällig!“ warnte Peter Hahne. Daran, dass er christliche Wurzeln und den Glauben an Gott meinte, liess der überzeugte Christ keinen Zweifel. Mehrfach verwies er in seinem gut einstündigen Referat auf den Gottesbezug in der Schweizer Verfassung und im deutschen Grundgesetz. Hahne betonte: „Der Gott, von dem in der Präambel die Rede ist, ist nicht Allah oder Buddha, sondern der Gott der Zehn Gebote und der Bergpredigt.“
Bereits zuvor war Michael Freiburghaus, Präsident der Stiftung Zukunft CH, in seinen einleitenden Worten auf das 175. Jubiläum der Schweizer Verfassung eingegangen, das im September 2023 gefeiert wurde. Nach einer Begrüssung durch Beatrice Gall, Geschäftsführerin von Zukunft CH, die durch den Nachmittag führte, gab Freiburghaus zu bedenken, dass die Schweizer Verfassung Gott als Lenker der menschlichen Geschichte vorstelle. In einer Zeit, in der immer öfter das Recht des Stärkeren gelte, sei es notwendig, sich darauf zu besinnen, „dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen“.
Ralph Studer von Zukunft CH zeigte in seinem anschliessenden Kurzvortrag auf, in welchen Bereichen die Schweizer Verfassung heute verletzt wird und welche Folgen dies z.B. für die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit hat. Er bilanzierte mit den Worten eines Anwalts: „Freiheit stirbt immer scheibchenweise!“
Der Wert der Freiheit
Diese beiden Steilvorlagen nahm Hahne in seinem Vortrag direkt auf. Der Gottesbezug in Verfassung und Grundgesetz müsse im eigenen Leben umgesetzt werden. „Je mehr Bibel verwirklicht wird, privat oder im Staat, desto besser geht es Ihnen!“ versicherte er. „Wir leben von unseren Wurzeln, um Früchte zu tragen!“
Hahnes Hochschätzung für die Schweiz wurde sehr deutlich, ebenso wie seine Sorge wegen Gefahren, die ihr drohen, und Traurigkeit über bereits eingetretene Missstände. So beschwor er seine Zuhörer: „Sie müssen die direkte Demokratie verteidigen!“ Politiker müssten gerade im Wahlkampf , wie er jetzt in der Schweiz laufe, Rede und Antwort zu ihren Plänen mit der Schweiz stehen. Mit Blick auf die angesprochenen Verfassungsverletzungen fragte Hahne: „Wenn wir uns jetzt nicht wehren, wann dann?“ Auch dürfe man das Wort der Verfassung nicht vergessen, „dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht“. Freiheit und Verfassung seien daher zwei Seiten einer Medaille. „Wo die Verfassung verletzt wird, schwindet die Freiheit. Die Verfassung zu umgehen, um ein Ziel zu erreichen, ist ein Angriff auf die Demokratie.“
Worte so scharf wie Waffen
Immer wieder brandete während des Vortrags spontan Beifall auf. Hahne bewies seine Souveränität nicht nur durch sein umfassendes Wissen, sondern auch durch seinen Humor, mit dem er verschiedene Themen aufs Korn nahm. Beispielsweise schrieben viele Menschen das Wort Toleranz heute mit zwei ‚L‘ – „weil sie alles so toll finden.“ Ansichten anderer zu tolerieren, hiesse in erster Linie, sie zu erdulden, nicht sie zu akzeptieren. Durch die Gleichsetzung von Toleranz und Akzeptanz hätten Minderheiten heute so viel Einfluss wie nie zuvor – auch dank einer schweigenden Mehrheit. Hahne gab zu bedenken: „Mehrheit und Wahrheit sind nicht immer das Gleiche!“ und mahnte: „Wir müssen raus aus der Schweigespirale!“
Scharf ins Gericht ging Hahne vor allem mit der derzeitigen Politik seines Heimatlandes Deutschland. Viele Probleme führte er auf „Geschichts- und Bildungslosigkeit“ zurück, die sich bis in die höchsten politischen Ämter fortsetze: „Egal, ob Sie einen Abschluss haben oder nicht oder ob Sie endlos studieren, Sie landen auf jeden Fall in der deutschen Bundesregierung.“
Auch die Identitäts- und Gleichstellungspolitik kam nicht ungeschoren davon. Hahne erzählte mit betont ernstem Gesicht, er habe sich mit seiner Ölheizung unterhalten. „Sie identifiziert sich jetzt als Wärmepumpe!“ So könne sie zukünftig in seinem Haus bleiben, wenn andere Heizungssysteme eingebaut werden müssten. Den Plan, gleichzeitig das Selbstbestimmungsgesetz und eine Frauenquote von 50 Prozent durchsetzen zu wollen, führte er ad absurdum, indem er überlegte: „Wenn in meinem Pass zwar Peter steht, ich mich aber jetzt als Petra fühle, bekomme ich den Job.“ Bestrebungen, diese Art von Identitätspolitik flächendeckend umzusetzen, kritisierte Hahne stark. Den Menschen jedoch, die „sich in diesem Sog mitnehmen lassen“ und ernsthafte Probleme bei der Identitätsfindung hätten, gehöre sein ehrliches Mitgefühl, erklärte er frei von jedem Spott.
Die Wichtigkeit von Glaube und Hoffnung
Hahne sprach immer wieder über die Wichtigkeit, auf Gott als Grundlage sein Leben aufzubauen, sowohl das eigene als auch das Staatsleben. Er führte zahlreiche Beispiele aus Politik und Gesellschaft an, die aus dem Glauben und durch den Glauben Grosses bewirkt hatten. So habe Otto von Habsburg, ein Verfechter der Einigung Europas, in einem Interview zu ihm gesagt: „Europa ist nur unter dem Kreuz zu haben.“ Der deutsche SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel habe Hahne gegenüber kurz vor seinem Tod das Jüngste Gericht als „wichtigstes Datum der Zukunft“ bezeichnet. Als weiteres Vorbild nannte Hahne Friedrich Wilhelm Raiffeisen, den Gründer der nach ihm benannten Bank. Dessen Motto „Einer für alle“ habe sich auf Golgota bezogen, wo sich Jesus für die Menschheit geopfert habe. Aus diesem Glauben heraus habe Raiffeisen mit seinem Darlehenswesen vielen Menschen finanzielle Sicherheit ermöglicht.
Religion sei also, sagte Hahne, weit mehr als eine Herzenssache und Privatsache, sie sei die Existenzgrundlage von Staaten. Ein falsch verstandener Individualismus und die „Selbstvergottung“, wie sie heute weit verbreitet seien, bergen dagegen grosse Gefahren: „Bei einer Menschheit ohne Gott säumen Opfer den Weg und die Täter übernehmen keine Verantwortung.“ Menschen, die ein Unrecht erlitten hätten, bräuchten jedoch Hoffnung auf Gerechtigkeit – wenn schon nicht auf irdische, dann umso mehr auf jenseitige.
Und so kam Hahne zum Schluss seiner Ausführungen auf den Titel seines Vortrags zurück: „Wie kommen wir aus der Krise? Wir brauchen Mutmacher, nicht Miesmacher. Wir brauchen Hoffnungs- statt Bedenkenträger. Hoffnung gibt es nicht ohne Gott und ohne Gott ist kein Staat zu machen.“ Die Zuhörer dankten Hahne am Ende mit Standing Ovations für sein rhetorisches Feuerwerk.