Politiker unterschiedlicher politischer Couleurs setzten am Donnerstagabend vereint einen starken Akzent gegen Antisemitismus in der Schweiz. Die friedliche Kundgebung, welche am 2. November 2023 auf dem Münsterhof in Zürich stattfand, zog laut Medienberichten zwischen 1000 und 1500 Personen an. Symbolhaft wurden rund 750 schützende Regenschirme mit der Aufschrift „Never again is now“ verteilt und aufgespannt.
Wenn Politiker unterschiedlichster Parteien sich vereinen, um gegen Judenhass zu protestieren, hat dies eine Signalwirkung, die nicht unterschätzt werden darf. Entsprechend viele Personen folgten denn auch der Einladung zur Kundgebung in der Zürcher Innenstadt.
Neben den zum Schutz der jüdischen Mitbürger und Mitmenschen aufgespannten Schirmen waren auch einige Israelfahnen zu sehen. Um der Solidarität mit den Opfern der Gräueltaten der Hamas Ausdruck zu geben, wurden zwischen den Voten die Namen von Opfern und Geiseln der Hamas vorgelesen.
Farbe bekennen und Schutz als Bürgerpflicht
Die rund ein Dutzend Rednerinnen und Redner stimmten darin überein, dass sowohl Antisemitismus wie auch jegliche Relativierung des Hamas-Terrors nicht zu tolerieren sind. In seinem Votum erklärte der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch (SP), angesichts des Terroranschlags der Hamas und des schleichenden Antisemitismus in Europa sei es geboten, Farbe zu bekennen. Mitte-Präsident Gerhard Pfister forderte die demokratische Gesellschaft auf, stärker gegen Antisemitismus einzustehen. SVP-Nationalrat Alfred Heer betonte, es sei die Pflicht aller Schweizer Bürger, unsere jüdischen Mitbürger wirksam zu schützen. FDP-Stadtrat Filippo Leutenegger betonte, es dürfe nicht sein, dass Juden sich in der Schweiz nicht mehr wohl fühlten.
Entführer sind keine Verhandlungspartner
Auch der Zürcher Regierungspräsident Mario Fehr zeigte sich betroffen und sicherte Israel Unterstützung zu. Unter anderem sprach Fehr von einer naiven Schweizer Aussenpolitik und stellte sich gegen jede Relativierung der von der Hamas verübten Gräueltaten: „Wer wie die Hamas Frauen vergewaltigt, alte Menschen tötet und Kinder entführt, ist kein Verhandlungspartner, sondern ein Terrorist.“
Schlimmstes Massaker seit dem zweiten Weltkrieg
Wie ihre männlichen Kollegen fand auch Gemeinderätin Snezana Blickensdorfer sowohl persönliche als auch klare Worte: „Es macht mich wütend und traurig, dass das schlimmste antisemitische Massaker seit dem zweiten Weltkrieg bei uns in Europa zu einer Welle von Antisemitismus führt.“ Antisemitismus dürfe nie relativiert werden. Auch Kirchenvertreter beteiligten sich an der Kundgebung. Gossmünsterpfarrer Christoph Siegrist sprach von seinem Traum, dass jüdische Männer und Knaben ohne Angst mit der Kippa durch das Niederdorf gehen könnten. Die Kundgebung verlief friedlich und konnte – wohl nicht zuletzt dank dem kompetenten Einsatz der Zürcher Polizei – ohne Störungen durchgeführt werden.