Laut dem aktuellen Religionsmonitor 2023 der Bertelsmann-Stiftung empfindet jeder Zweite in Deutschland den Islam als bedrohlich. Die Studie basiert auf Daten von 2022 und umfasst über 4300 Befragte ab 16 Jahren bundesweit. Sie verdeutlicht die zunehmenden Auswirkungen des eskalierenden Nahostkonflikts auf die deutsche Gesellschaft, besonders seit dem 7. Oktober 2023, was zu sichtbaren Rissen in der Gesellschaft führt.
Die Studie hebt auch weit verbreitete antisemitische Einstellungen hervor, insbesondere in Bezug auf Israel.
Erschreckend ist ein Vergleich, der im Kontext mit antiisraelischem Antisemitismus häufig gezogen wird. Zwischen 30 und 50 Prozent der Befragten in verschiedenen europäischen Ländern sieht eine Parallele zwischen Deutschland im Holocaust und der heutigen Behandlung der Palästinenser durch Israel. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass dieser Trend in Deutschland stärker ausgeprägt ist als in anderen europäischen Ländern, mit einer Zustimmungsrate von 43 Prozent bei deutschen Befragten im Vergleich zu 31 Prozent in Frankreich und 35 Prozent in Grossbritannien und den Niederlanden.
Die Studie fand überdies heraus, dass antisemitische Einstellungen unter Muslimen häufiger auftreten als in der restlichen Gesellschaft. Etwa zwei Drittel der befragten Muslime ziehen einen Vergleich zwischen der derzeitigen israelischen Politik und den Taten der Nazis. Über ein Drittel gibt an, dass Jüdinnen und Juden zu viel Einfluss in Deutschland hätten. Yasemin El-Menouar, Leiterin der Studie, betont bei der Vorstellung der ersten Ergebnisse, dass die Unterscheidung zwischen Antisemitismus und Israelkritik oft schwerfällt.