„Mein Sohn ist tot.“ Diese traurigen Worte äusserte Tesla-Chef Elon Musk vor kurzem in einem Interview. Sein Sohn, geboren als Xavier, nennt sich inzwischen Vivian Jenna und lebt als Frau. Für seine Aussage warf man Musk just Transfeindlichkeit vor. Doch sind die Gefühle von Trans-Angehörigen wirklich so irrelevant?

Von Ursula Baumgartner

Es ist wie eine Art Tod. Doch der vermisste Mensch lebt noch – nur völlig anders. Diese schmerzliche Erfahrung macht Elon Musk, Tesla-CEO und Eigentümer der Social-Media-Plattform X, derzeit. Im Alter von 16 Jahren unterzog sich sein Sohn Xavier einer Transition, also einer Umwandlung des Geschlechts. Er selbst sei zur Zustimmung gedrängt worden, klagt Musk auf der Plattform X. „Das war noch bevor ich überhaupt richtig wusste, was dabei passiert. Man sagte mir, er könnte Selbstmord begehen. Man hat mir nicht gesagt, dass Pubertätsblocker eigentlich Medikamente zur Sterilisation sind.“

Pubertätsblocker alles andere als harmlos

Ähnlich sieht das der Deutschen Ärztetag. Er erklärte im Mai 2024, Pubertätsblocker verbesserten weder die Symptomatik der Geschlechtsdysphorie noch die psychische Gesundheit der jungen Patienten. Es handle sich im Gegenteil „um irreversible Eingriffe in den menschlichen Körper bei physiologisch primär gesunden Minderjährigen“, die hierfür aufgrund ihrer fehlenden Reife noch nicht einmal „informiertes Einverständnis geben können.“ Somit sei die Gabe von Pubertätsblockern eine „Form experimenteller Medizin an Kindern, der sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Eingriffe in den kindlichen Körper anschliessen, wie die Amputation von Brust oder Penis“. Die Folgen seien der „Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit und die Verminderung der sexuellen Erlebensfähigkeit“.

Ausserdem verringern Pubertätsblocker die Knochendichte, erhöhen damit das Osteoporose-Risiko sowie dasjenige für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für Tumore und stören die Gehirnentwicklung, was kognitive Defizite zur Folge haben kann. Auf diese Gefahren kann nicht oft genug hingewiesen werden. Einem Vater, der seinem Kind all das ersparen möchte, Transfeindlichkeit vorzuwerfen, ist deshalb einfach nur haarsträubend.

Geschlechtswechsel ist nicht möglich

Ebenfalls haarsträubend – und überdies völlig unwissenschaftlich – ist die Behauptung, Musks Sohn sei heute „auch körperlich eine Frau“. Alle Hormone und Operationen der Welt machen aus einem Mann keine Frau oder umgekehrt. Bestenfalls wird ein Mensch nach all diesen Behandlungen einige äusserliche Merkmale des anderen, des gewünschten Geschlechts zeigen – und auch dies oft nur unter permanenter Medikamenteneinnahme. Somit wird ein ursprünglich gesunder junger Mensch zu einem lebenslangen Patienten gemacht.

Der Weg zur eigenen Identität

Viele Angehörige von Transmenschen, v.a. Eltern, klagen heute, ihre Meinung sei bei der Frage nach einer Transition übergangen worden. Im schlimmsten Fall entzieht man ihnen bei einer Ablehnung sogar das Sorgerecht für ihr Kind, wie es jüngst in Genf geschehen ist. Dies passierte, obwohl die Eltern die Probleme ihres Kindes ernst genommen und psychologische Hilfe organisiert hatten. Doch für ein trans-affirmatives Umfeld ist dies nicht genug. Das „Transgender Netzwerk Schweiz“ (TGNS) beispielsweise fordert in seinem Leitfaden für den Umgang von Schulen mit Trans-Schülern bedingungslose „Akzeptanz“ der selbstgewählten Geschlechtsidentität sowie „aktive Unterstützung“ der Transition.

Aber wird man der Situation damit gerecht? Zählt bei dieser Thematik wirklich ausschliesslich die Gefühlslage der betroffenen Person? Jeder junge Mensch muss eine Identität entwickeln, mit und in der er leben kann, keine Frage. Ziel ist es, „das emotionale und kognitive Ja mit dem biologischen Geschlecht in Einklang“ zu bringen, sagt Psychologe Dr. Markus Hoffmann. Jugendliche, die damit Schwierigkeiten haben, bräuchten „eine intensive psychiatrische und psychologische Untersuchung, Beratung und Begleitung“ und keine vorschnelle Bestätigung in ihrem Trans-Sein, mahnt Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Alexander Korte.

Man findet seine Identität also nicht dadurch, dass man die bisherige zu Grabe trägt. Doch letztlich geschieht bei einer Transition genau das. Nicht umsonst nennt man die Verwendung des bisherigen Namens, auf den eine Transperson nicht länger hören möchte, heute „Deadnaming“. Für Elon Musk ist klar: „Der Grund dafür, dass man von ‚Deadnaming‘ spricht, ist der, dass mein Sohn tot ist.“

Ein unnatürlicher Tod

Mit dieser völlig unnatürlichen Form eines Todes muss das Umfeld irgendwie umgehen lernen. Und ebenso wenig, wie es bei einem natürlichen Todesfall hilft, den Verstorbenen aus Gedanken und Gesprächen zu verbannen, hilft dies hier. Gerade Eltern, Geschwister und enge Freunde haben die Person lieben gelernt und Erinnerungen mit ihr gesammelt. Dass dieser einzigartige Mensch nun plötzlich nicht mehr auf diese Weise da sein will, muss man erst einmal verkraften.

Sind die Tränen einer Mutter, die darüber trauert, dass sie ihre kleine Prinzessin von damals nun niemals als erwachsene Frau, Braut oder Mutter sehen wird, so gar nichts wert? Darf der Teenager, der seit Jahren neben seinem Kumpel sitzt, kein Unverständnis äussern, wenn sich dieser plötzlich Steffi oder Sandra nennt? Ist es verwerflich, dass der grosse Bruder seine kleine Schwester vermisst, die plötzlich ein Junge sein will? Sind all diese Gefühle wirklich reine „Transphobie“? Muss überall eitel Sonnenschein herrschen, wenn jemand sein Leben auf derart radikale Weise ändert?

Unsere Gesellschaft bildet sich viel auf ihre Toleranz ein. Doch wie es darum bestellt ist, zeigt sich daran, wie wir mit Meinungen umgehen, die heute unerwünscht sind. Elon Musks Sohn will kein Mann mehr sein. Echte Toleranz würde Musk wenigstens zugestehen, dass er darunter leidet, statt zu verlangen, dass er in Jubelrufe über seine „Tochter“ ausbricht.

Der Verein AMQG unterstützt Jugendliche, die Fragen zu ihrem Geschlecht haben, sowie deren Eltern und ihr Umfeld. Er verfolgt einen „alternativen Ansatz zum affirmativen Modell“, das Jugendliche allzu schnell in einer vermeintlichen Transidentität bestärkt. Mehrere hundert Gesundheitsfachleute, Ärzte und Lehrer unterstützen AMQG.