Die Ethnologin Susanne Schröter, Leiterin des „Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam“, warnt davor, dass der politische Islam zunehmend Einfluss im Westen gewinnt und dabei auf zu wenig Widerstand stösst. In einem aktuellen Interview mit der Tagespost spricht sie über die gezielte PR-Strategie, mit der muslimische Influencerinnen auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok ein ästhetisch ansprechendes Bild der islamischen Welt vermitteln.
„Das Abendland muss islamisch werden“, hiesse es darin. Schröter erklärt, dass es kein Geheimnis sei, dass Vertreter des Islam immer wieder betonten, dass das Christentum am Ende sei und der Islam durch Muslime und Kinder wachse.
Die Ethnologin beurteilt diese Entwicklung als Teil einer Mission, in der der Islam durch Konversionen wachsen soll. Darin spielen Frauen die entscheidende Rolle: „Frauen, die früher im Hintergrund blieben, treten nun als Influencerinnen in den Vordergrund und werben für den Islam, oft mit dem Versprechen eines idealisierten Lebens als Frau im Islam“, so Schröter.
Rolle der Frau im Islam: Ein romantisiertes Bild?
Schröter beschreibt, wie die Influencerinnen die Rolle der Frau als traditionell und „geachtet“ darstellen: „Frauen im Islam müssen nicht arbeiten, sie können zu Hause bleiben und sich um die Familie kümmern. Das wird als echter Ausdruck der Weiblichkeit präsentiert.“ Dieses Bild finde bei westlichen Frauen zunehmend Anklang, da es eine Alternative zu den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt biete, so Schröter. Diese Frauen suggerierten, dass der Islam Frauen Achtung und Schutz biete, während der Westen Frauen auf ihren Körper reduziere.
Anwerbungskampagnen: Eine bekannte Taktik
Die Mechanismen hinter diesen Social-Media-Kampagnen erinnern Schröter an die erfolgreichen Rekrutierungskampagnen des Islamischen Staates (IS). Junge Dschihadisten wurden damals romantisiert dargestellt, was viele Frauen zum IS lockte. „Es ging vor allem darum, Frauen das Gefühl zu geben, im Islam als fromme Musliminnen sehr gut behandelt zu werden“, erklärt Schröter. Durch solche Kampagnen werde der Islam für viele westliche Frauen attraktiv, da er ein stabiles Regelwerk und soziale Sicherheit verspreche. Die Ethnoglogin verweist auf westliche Konvertitinnen, die sich extrem radikalisiert haben und in Gefangenenlagern weiterhin den radikalen Islam predigen.
Zu wenig Widerstand im Westen
Schröter kritisiert, dass der Westen zu naiv mit der Ausbreitung des politischen Islam umgehe. „Wir tun so, als ob das alles harmlos ist, und blenden totalitäre Strömungen aus“, so Schröter. Sie fordert, dass der Westen islamistische Strategien ernster nehmen müsse, da der politische Islam gezielt auf Expansion setze. Der türkische Präsident Erdogan habe türkische Muslime in Europa bereits dazu aufgerufen, viele Kinder zu bekommen, um Mehrheiten zu schaffen, die diese Mission vorantreiben. „Unsere Schwäche ist die Stärke der anderen“, mahnt Schröter abschliessend.
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