Mutter oder Vater zu sein stellt einen immer wieder vor grosse Herausforderungen, das gehört zur Elternschaft dazu, war schon seit Menschengedenken so und wird es auch in Zukunft bleiben. Doch in den letzten Jahren ist ein neuer Akteur auf die Bühne getreten, der entschlossen und rücksichtslos das Fundament der Familie untergräbt und unsere Kinder an sich reissen will: die Transgender-Bewegung.
Von Laila Mirzo
Ich war etwa drei Jahre Mutter eines sogenannten „Transgender-Kindes“ und hatte meine Tochter an diesen schier übermächtigen Gegenspieler fast schon verloren. Heute ist meine Tochter wieder meine Tochter, und ich darf mit ihrem Einverständnis über unsere Erfahrung schreiben.
„Wirst du mich immer lieben?“
Die Pubertät stellt bei vielen Kindern alles auf den Kopf: Der Körper ändert sich, und die Gefühle fahren Achterbahn. Oft stellt sich auch die Sinnfrage über das eigene Leben. Warum bin ich auf der Welt? Wer bin ich oder wer will ich sein? Auch dass man in die radikale Opposition zu allem geht, was von den eigenen Eltern oder anderen Erwachsenen kommt, ist Teil des Entwicklungsprozesses. Diese Jahre sind kein Spaziergang, das war mir selbstverständlich bewusst.
Aber was auf uns letztendlich zukommen sollte, hätte ich mir niemals vorstellen können. Denn mein Kind und ich hatten es nicht nur mit den üblichen Begleiterscheinungen des Eintritts in das Jugendalter zu tun, sondern mit einer existenzbedrohlichen Krise, in der sich auch der Staat aggressiv einmischte.
Kurz vor Weihnachten 2021 fragte mich meine damals 11-jährige Tochter unter Tränen, ob ich sie immer lieben würde. Aber natürlich, erwiderte ich ihr, immer, egal was passieren würde, über alles und noch viel mehr! Ob ich sie auch noch lieben würde, wenn sie ein Junge wäre, fragte sie dann schon stark schluchzend. Etwas irritiert von dieser Frage versicherte ich ihr, dass ich sie selbstverständlich auch dann noch lieben würde. Völlig aufgelöst fiel sie mir in die Arme, und ich erklärte ihr, dass eine psychisch gesunde Mama ihre Kinder bedingungslos lieben würde. Und ich liebte sie in den folgenden drei Jahren, auch wenn sie zeitweise meine Liebe nicht wollte und mich sogar hasserfüllt von sich wegstiess.
Ärzte bauten Druck auf
Mit dieser neuen Situation konfrontiert, informierte ich mich über das Phänomen der „Transgender-Kinder“, war ratlos und fühlte mich leider auch von vielen Freunden im Stich gelassen. Manche Mütter mieden den Kontakt mit uns, als ob es „ansteckend“ wäre, was unserer Familie passiert ist. Wenn ich mit Freunden telefonierte, kam oft die Frage: Ist sie noch immer so? Dies alles hat mich nicht nur zutiefst verletzt, sondern auch mehr und mehr isoliert.
Hinzu kam, dass es meinem Kind seelisch immer schlechter ging und ein viermonatiger Klinikaufenthalt notwendig war. Ich arbeitete, fuhr jeden Tag über eine Stunde in die Klinik und wieder zurück, versuchte, mein zweites Kind nicht allzu sehr zu vernachlässigen und plagte mich mit Gewissensbissen und Zweifeln. Denn die Ärzte waren sich allesamt einig, dass meine Tochter im falschen Körper sei und man jetzt ganz dringend Pubertätsblocker verabreichen müsste, damit sich ihr Körper nicht weiter in Richtung Frau entwickeln könne.
Das traf mich völlig unvorbereitet. Ich hatte bis dahin gedacht, dass wir die Sache „minimalinvasiv“ in den Griff bekommen würden. Mit meiner Tochter hatte ich vereinbart, dass es für mich in Ordnung ist, wenn sie sich wie ein Junge kleidet und sich einen anderen Namen gibt. Aber alles andere, Pubertätsblocker, jegliche Hormonbehandlungen oder gar eine Amputation der Brüste wären indiskutabel.
„Dein Körper wächst noch, er ist noch nicht fertig. Auch dein Kopf ist noch nicht fertig. Was du heute gut findest, wirst du in ein paar Jahren blöd finden. Deshalb muss ich auf dein erwachsenes Ich aufpassen“, machte ich ihr klar. Dies war ein stabiler Status quo zwischen uns – bis die Klinik den Druck auf uns erhöhte.
Vernunft ist heute „Kindeswohlgefährdung“
In der Zwischenzeit war auch das Jugendamt involviert, da mein Kind nach dem Klinikaufenthalt nicht mehr zurück nach Hause, sondern lieber in eine betreute Wohngemeinschaft ziehen wollte, um unter „Gleichgesinnten“ zu leben. Auf meinen Protest und Einwand, dass das eigene liebevolle Zuhause, wo keine Gewalt oder Missbrauch stattfindet, doch der beste Ort für ein 11-jähriges Kind ist, ging man nicht ein. Ich hätte hier nicht zu entscheiden, wenn Ärzte und Jugendamt anderer Ansicht wären. Man warf mir sogar „Kindeswohlgefährdung“ vor, da ich in einer E-Mail an das Jugendamt meine Tochter mit ihrem sogenannten „Deadname“, ihrem abgelegten Geburtsnamen, erwähnte, anstatt den von ihr gewählten genderneutralen Namen zu verwenden.
Die Situation wurde immer absurder und geradezu kafkaesk. Ich hatte keine Chance gegen diese Übermacht, die im Falle einer Nichtkooperation sogar damit drohte, mir das Sorgerecht zu entziehen. Es waren qualvolle Wochen der Ungewissheit, bis das System an sich selbst scheiterte und meine Tochter aus der Klinik doch zu mir nach Hause entlassen wurde, da es in Berlin keine freien Plätze in den betreuten WGs gab.
Meine Tochter hat all das Ringen um sich mitbekommen und meinen Kampf um unsere Familie dann doch als Brücke angenommen, um wieder nach Hause zurückzukehren. Nach Monaten der Ablehnung näherten wir uns wieder an, und seitdem haben wir ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zueinander. Sie hat erkannt, dass ich auf ihrer Seite bin, egal was geschehen mag. Wir streiten, dass die Fetzen fliegen, wie es sich in der Pubertät gehört, doch wir können uns aufeinander verlassen. Ich habe ihr erklärt, dass sie in Ordnung ist, so wie sie ist. Und wenn sie wieder ein Mädchen sein möchte, dann ist dies kein Aufgeben oder Scheitern – niemand hätte dann gewonnen oder verloren.
Hype um „Transsexualität“ eine Art Jugendbewegung
Heute, drei Jahre später, ist meine Tochter wieder meine Tochter. Der Abstand, den sie in den Sommerferien von ihrer Clique gewinnen konnte, und ein Schulwechsel haben ihr die Möglichkeit gegeben, sich wieder neu zu erfinden, oder besser gesagt, wieder zu sich selbst zu finden. Ich selbst habe an jedem einzelnen Tag dieser drei Jahre mit mir selbst darüber gehadert, ob ich wirklich das Richtige tue. Ich stellte mir die Frage, ob mein Kind nicht vielleicht doch zu diesen 0,2 Prozent der Menschen gehört, die wirklich das Gefühl haben, im falschen Körper geboren worden zu sein, und ob ich mit meinen Entscheidungen ihr noch mehr Schmerz und Leid bereite. Doch ich vertraute in Gott und in meine Überzeugung, dass dieser regelrechte Hype um die „Transsexualität“ eine Art Jugendbewegung ist. Allein in der Schulklasse meiner Tochter waren etwa ein Viertel der Kinder offiziell „transsexuell“.
Früher war es für die Jugend einfacher zu rebellieren: Man schnitt sich Löcher in die Jeans, färbte sich die Haare rot oder grün und stach sich vielleicht noch einen Nasenring. Heutzutage lockt man damit keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Da muss man schon schärfere Geschütze auffahren. Heute ist man trans- oder pansexuell, nonbinär oder was auch immer.
In schwerer Zeit auf Gott vertraut
Ich wusste, dass ich die Nerven bewahren und Kurs halten muss. Denn die Kinder und Jugendlichen machen eben, was Kinder und Jugendliche machen: Sie stellen die „alte“ Welt ihrer Eltern und Grosseltern in Frage. Das war schon immer so, und ohne diesen Prozess würden unsere Kinder nicht selbstständig werden und eigene, neue Wege gehen. Das ist eben der Lauf der Zeit. Beim Thema „Geschlechtsidentität“ ist es aber wichtig, als Erwachsener dagegenzuhalten und nicht nachzugeben. Hätte ich mich der staatlich verordneten Hysterie hingegeben, hätte meine Tochter Hormone verabreicht bekommen, die ihr ganzes Wesen und ihre körperliche Entwicklung verändert hätten. Als Nächstes hätte die Amputation der Brüste auf dem Plan gestanden, und das ist etwas, was man nicht mehr als „Jugendsünde“ abtun kann – es hätte ihr Leben zerstört.
Meine Tochter kam zu mir zurück und nahm später ihre weibliche Identität wieder an. War es Glück, Zufall, meine Geduld oder alles zusammen, ich weiss es nicht. Ich weiss nur, in dieser schweren Zeit habe ich in Gott vertraut, und er hat auch an uns geglaubt und uns die Kraft gegeben, diesen Weg zu gehen.
Laila Mirzo ist Chefredakteurin der Jüdischen Rundschau und Autorin des Buches „Nur ein schlechter Muslim ist ein guter Muslim. Über die Unvereinbarkeit des Islam mit unserer Kultur“. Die Mutter zweier Kinder schreibt neben ihrer freien Mitarbeit für Corrigenda auch für Tichys Einblick, die Junge Freiheit, den Attersee-Report u. a. m.
Dieser Beitrag ist zuerst im Onlinemagazin „Corrigenda“ erschienen.
Laila Mirzo bei Zukunft CH: 2017 und 2018 sprach Laila Mirzo mehrfach bei Anlässen von Zukunft CH. Die Tagungsbroschüre „Gehört der Islam zur Schweiz?“ mit Mirzos Referat kann über das Bestellformular oder per Telefon unter +41 (0)52 268 65 00 angefordert werden.