In den vergangenen Jahrzehnten haben Wissenschaftler das Jiddische mehrheitlich als sterbende Sprache bezeichnet. Laut einer aktuellen Untersuchung der Internationalen Medienhilfe (IMH) sei Jiddisch aber „quicklebendig“.

Die Zahl der Menschen, die diese deutsche Mundart sprechen, nehme stark zu, heisst es in einer Medienmitteilung der Internationalen Medienhilfe (IMH). Der IMH-Verlag hat das erste internationale Verzeichnis deutschsprachiger jüdischer Medien herausgegeben. Demnach gibt es weltweit 2024 über 40 jiddische Druckmedien, neun Radioprogramme, ein Fernsehprogramm sowie zehn Theater. Neben den USA sind noch die Niederlande, Polen, Russland und Schweden Erscheinungsländer einzelner jiddischer Veröffentlichungen.

Aufblühen nach Jahren des Niedergangs

Der IMH-Leiter Björn Akstinat erklärt: „Wir haben die jiddische Medienszene untersucht und dabei festgestellt, dass nach Jahren des Niedergangs in letzter Zeit immer mehr Zeitungen und Zeitschriften neu gegründet werden. Mehr als die Hälfte der weltweit über 40 existierenden Publikationen sind erst nach der Jahrtausendwende neu entstanden, und zwar fast ausnahmslos in und um New York/USA. Das ist ein klares Indiz für einen starken Anstieg der jiddischsprachigen Bevölkerung. Der Kinderreichtum der dort lebenden orthodoxen Juden macht sich nun deutlich bemerkbar. Die frommen Juden, die Jiddisch als Alltags- und Umgangssprache benutzen, gehören zu den am schnellsten wachsenden Bevölkerungsgruppen der USA – so wie die deutschstämmigen Amischen, die untereinander ebenfalls eine deutsche Mundart sprechen.“

Es sei äusserst aufwändig gewesen die jiddische Medienszene weltweit zu durchleuchten, so Akstinat. Insbesondere beim Suchen der jiddischen Zeitungen und Zeitschriften in und um New York habe er wie ein Detektiv vorgehen müssen, um in der abgeschlossenen Welt der orthodoxen Juden die nötigen Daten aufzuspüren.

Jiddisch – auch für deutsche Ohren verständlich

Für Deutschsprachige seien die neun jiddischen Radioprogramme in aller Welt interessant. Man könne sie einerseits hören, ohne die hebräische Schrift, in der Jiddisch meist geschrieben wird, zu beherrschen. Andererseits merke man beim Hören, wie sehr die „Mameloschn“ (Muttersprache) dem Hochdeutschen ähnelt und für deutsche Ohren verständlich sei. Alle Programme könnten nicht nur regional über UKW oder Mittelwelle empfangen werden, sondern auch weltweit via Internet, schreibt IMH.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im neuen Verzeichnis „Jüdische Medien weltweit in Hochdeutsch und Jiddisch“ des IMH-Verlags zusammengefasst. Dieses erste internationale Verzeichnis entsprechender Zeitungen, Zeitschriften, Radioprogramme, TV-Sendungen und Internetseiten enthält am Ende eine Auflistung aller jiddischen Theater weltweit.

Quelle: APD