Der deutsche Politologe und Islamkritiker Hamed Abdel-Samad gilt als einer der prominentesten Islamkritiker im deutschsprachigen Raum und erregt durch seine klaren Ansichten gegen den politischen Islam sowie die „woke“ Bewegung sowohl Zuspruch als auch heftige Kritik. Sein neues Buch, Der Preis der Freiheit: Eine Warnung an den Westen, beschreibt, wie sich der Westen durch „falsche Akzeptanz“ und „Multikulti-Mäntelchen“ zunehmend selbst gefährdet.

In einem Interview mit „Tichys Einblick“ spricht Abdel-Samad davon, wie die Freiheit in westlichen Gesellschaften durch extremistische Strömungen und eine bedingungslose Toleranz gegenüber radikalen Ideologien eingeschränkt wird, die den Grundwerten der westlichen Demokratie entgegenstehen.

Kulturkampf als Gefahr für die Meinungsfreiheit

Der Politologe beschreibt in seinem neuen Buch und im Interview die „woke“ Bewegung als ein wachsendes Problem für die freien Gesellschaften des Westens. Unter dem Deckmantel der Diversität und Akzeptanz würden, so Abdel-Samad, die Meinungsfreiheit und das Streben nach Wahrheit zunehmend eingeschränkt. Diskriminierung und die Etablierung starker Sprach- und Denkvorgaben würden die individuelle Freiheit gefährden. Abdel-Samad beschreibt diesen Vorgang als „Diversitäts-Dogma“. Dieses erzwinge eine einseitige Sichtweise und schliesse Menschen, die abweichende Meinungen vertreten, aus der öffentlichen Debatte aus.

Der Islamkritiker sieht Parallelen zwischen den autoritären Tendenzen im Islam und dem Verhalten der Woke-Bewegung, die seiner Meinung nach beiden auf ideologische Strenge setzen und wenig Raum für offene Debatten lassen. Dabei weist er darauf hin, dass diese verschiedene Seiten derselben Medaille darstellen: Beide schränken individuelle Freiheit und Meinungsvielfalt ein und bauen Intoleranz gegenüber abweichenden Standpunkten auf.

Europa im Kultur-Selbstmordmodus

Abdel-Samad warnt davor, dass Europa sich in einer beispiellosen und gefährlichen Situation befinde. Der Kontinent sei dabei, sich selbst aufzugeben – ein „kultureller Selbstmord“, der durch die Toleranz gegenüber radikalen Ideologien und eine zunehmend naive Sicht auf Multikulturalismus bedingt sei. Europa, das lange Zeit als Hochburg der Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Demokratie galt, setzt sich, so Abdel-Samad, zunehmend Gefahren aus, die seine grundlegenden Werte erodieren könnten.

Dieser „kulturelle Selbstmord“ Europas, wie der Politologe es bezeichnet, ist umso besorgniserregender, da Europa in der Vergangenheit selbstbewusst gegen totalitäre Regime und ideologische Übergriffe aufgetreten ist. Doch angesichts der Bedrohung durch moderne Identitätspolitik und Extremismus scheint diese Wehrhaftigkeit nachzulassen.

Die Herausforderung für Europa besteht daher darin, einen Weg zu finden, in einer globalisierten Welt tolerant und gleichzeitig widerstandsfähig gegenüber extremistischen Tendenzen zu bleiben

Naive Weltoffenheit

Es ist naiv, wie Europa in seiner grenzenlosen Weltoffenheit jeden willkommen heisst – selbst jene, die seine Werte offen verachten. Abdel-Samad schildert dies mit bitterer Ironie und fragt, wo sonst ein radikaler Islamist auf offener Strasse zu Gewalt aufrufen könnte, ohne mit rechtlichen Konsequenzen rechnen zu müssen. „Natürlich, im Herzen Europas! Schliesslich darf man in Europa alles in Frage stellen – nur nicht die Freiheit selbst“, so Abdel-Samad. So würde jede Kritik an solcherlei extremistischen Strömungen naiv abgetan und unter „Freiheit“ verbucht, während diese Strömungen langsam aber sicher das Klima der Meinungsfreiheit ersticken.

Abdel-Samad mahnt an, dass diese Freiheiten keine Selbstverständlichkeit sind, sondern ständig verteidigt werden müssen. Im Zuge des Buches ruft er wiederholt dazu auf, die liberalen Grundsätze der westlichen Welt aktiv zu schützen und sich ideologischen Zwängen entgegenzustellen. Freiheit und Demokratie, so Abdel-Samad, sollten nicht für kurzfristige politische Zugeständnisse oder aus falscher Toleranz gegenüber Extremismen aufgegeben werden

Er appelliert an die westlichen Gesellschaften, nicht nachzugeben, sondern eine „wehrhafte Demokratie“ zu verteidigen, die religiöse und ideologische Dogmen kritisch hinterfragt. Die Verteidigung der Freiheit sei ein aktiver und dauerhafter Prozess. Der Islamkritiker ist sich sicher: Freiheit ist kein Endziel, sondern erfordert kontinuierliches Bemühen und den Mut, gegen einengende Ideologien einzutreten, die versuchen, westliche Werte zu untergraben.

Abdel-Samad, 1972 in Ägypten geboren, lebt seit 1995 in Deutschland und erhielt internationale Bekanntheit durch seine kritischen Werke über den Islam. Seit über einem Jahrzehnt ist er aufgrund wiederholter Todesdrohungen, einschliesslich öffentlicher Fatwas, auf ständigen Polizeischutz angewiesen.

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