Vor kurzem kursierte im Internet das Video eines kleinen Jungen, der ganz begeistert erzählt: „Mama, weisst du was? Ich habe eine sehr wichtige Rolle im Krippenspiel bekommen! Ich bin Türhüter Nummer drei!“ Von dieser Euphorie kann sich der eine oder andere noch ein Scheibchen abschneiden.

Von Ursula Baumgartner

Wer ist Türhüter Nummer drei? Man ist versucht zu sagen: Wenn er nicht im Evangelium vorkommt, ja nicht einmal im Krippenspiel einen Namen hat, kann er ja so wichtig für das Geschehen nicht sein. Doch wer weiss? Vielleicht erscheint ja auch ihm ein Verkündigungsengel. Vielleicht hat er Mitleid mit dem erschöpften Paar, das er abweisen muss, und bietet ihnen wenigstens den Stall an, der dann als Ort des Weihnachtsereignisses in die Geschichte eingeht.

Dass der kleine Schauspieler im Krippenspiel Mitleid zeigt, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Mit diebischer Vorfreude malt der kleine Bub im Video sich aus, wie er Maria und Josef die Tür vor der Nase zuschlägt. Aber vielleicht tut es dem Türhüter ja später leid und er gibt ihnen einen Tipp, wo sie eine etwas wohnlichere Unterkunft finden.

Bei Gott gibt es keine Nebenrollen

Es gibt Zeiten, da empfindet sich manch einer als Nebenrolle im eigenen Leben. Man zweifelt die Bedeutung dessen an, was man tagtäglich tut, wartet auf das grosse Glück oder stellt sogar Lebensentscheidungen in Frage. Weihnachten kann ein guter Anlass sein, sich an die Wichtigkeit jedes Einzelnen zu erinnern und sich wieder bewusst zu machen, dass jeder im Leben seine Aufgabe hat, die niemand ausführen kann als er selbst.

Der kleine Junge in oben erwähntem Video rührt durch seine Begeisterung. Aber auch die Reaktion seiner Mutter ist herzerwärmend. Sie freut sich fraglos mit ihm und teilt seine Euphorie. Andere Mütter wären vielleicht enttäuscht, dass ihr Sohn nur eine kleine Rolle bekommen hat. Doch die beiden gehen die Vorbereitung mit Feuereifer an. So wird Türhüter Nummer drei den Zuschauern sicher in Erinnerung bleiben, auch wenn er keinen Namen hat.

Nicht nur dieses Krippenspiel, sondern das Weihnachtsgeschehen selbst lässt Raum für viele Charaktere. Denn für den lieben Gott ist niemand nur eine Nebenrolle. Er verkündet auch heute noch an Weihnachten jedem Einzelnen, was wir im Lukas-Evangelium lesen können: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren!“

Es ist unsere Entscheidung als „Türhüter“ unseres eigenen Lebens, was wir mit dieser Botschaft machen – ob wir dem Christkind die Tür öffnen oder sie ihm vor der Nase zuschlagen.

Frohe Weihnachten!