Ein gefährlicher Trend verbreitet sich rasant auf TikTok: die sogenannte „Paracetamol-Challenge“. Jugendliche fordern sich dabei gegenseitig heraus, hohe Dosen des Schmerzmittels Paracetamol einzunehmen und dokumentieren dies in Videos. Gesundheitsbehörden und Experten schlagen Alarm und warnen eindringlich vor den lebensbedrohlichen Risiken dieser Mutprobe.
Von M. Hikmat
Dieser Trend hat seinen Ursprung in den USA und breitet sich nun auch in europäischen Ländern wie Belgien und der Schweiz aus. Dabei konsumieren Jugendliche absichtlich extrem hohe Mengen des Schmerzmittels Paracetamol und teilen ihre Erfahrungen auf Plattformen wie TikTok. Ziel dieser gefährlichen Erfahrung ist es, eine möglichst hohe Dosis des Medikaments zu überleben.
Unterschätzte Gefahr
Paracetamol ist ein weit verbreitetes und rezeptfrei erhältliches Schmerzmittel, das bei ordnungsgemässer Dosierung als sicher gilt. Doch eine Überdosierung kann schwerwiegende Folgen haben. Bereits eine einmalige Einnahme von mehr als 4 Gramm kann zu irreversiblen Leberschäden führen. Die Symptome einer Vergiftung treten oft erst 24 bis 48 Stunden nach der Einnahme auf. Sie äussern sich in Bauchschmerzen, Übelkeit, Koordinationsstörungen und Gelbfärbung der Haut. In schweren Fällen könne es zu Leberversagen und sogar zum Tod kommen, erklärt Elmar Kroth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbands Pharma Deutschland.
Angesichts der Verbreitung der „Paracetamol-Challenge“ haben Gesundheitsbehörden in der Schweiz, darunter die Kantone Freiburg, Jura und Waadt, die Bevölkerung vor den Risiken dieser Praxis gewarnt. Sie rufen Apotheken zu erhöhter Wachsamkeit beim Verkauf von Paracetamol an Jugendliche auf.
Was ist mit der Verantwortung der sozialen Plattformen?
Soziale Netzwerke wie TikTok spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung solcher Trends. Die Algorithmen der Plattformen fördern die Sichtbarkeit von Inhalten, die hohe Interaktionsraten erzielen. So gehen riskante Challenges schnell viral. Experten fordern daher, dass die Unternehmen solche gefährlichen Inhalte konsequent entfernen. Lulzana Musliu von der Stiftung Pro Juventute betont: „Wichtig ist aber neben der Prävention und Sensibilisierung auch, dass die Unternehmen mehr Verantwortung übernehmen. “
Prävention und Aufklärung
Um Jugendliche vor den Gefahren der „Paracetamol-Challenge“ zu schützen, ist Aufklärung entscheidend. Eltern sollten das Gespräch mit ihren Kindern suchen und sie über die Risiken informieren. Schulen können durch Medienkompetenz-Workshops dazu beitragen, dass Jugendliche lernen, solche Trends kritisch zu hinterfragen. Pro Juventute stellt fest, dass Jugendliche oft ein gutes Gespür für extreme Challenges haben, wenn sie entsprechend sensibilisiert werden.
Die „Paracetamol-Challenge“ ist ein alarmierendes Beispiel dafür, wie gefährlich Trends in sozialen Netzwerken sein können. Es ist unerlässlich, dass Eltern, Schulen und die Gesellschaft gemeinsam Verantwortung übernehmen, um Jugendliche über die Risiken aufzuklären und sie vor potenziell lebensbedrohlichen Mutproben zu bewahren.