Nach der Ermordung des pakistanischen Ministers für Minderheiten, Shabaz Bhatti, sehen die Christen in Pakistan ihre Zukunft düster. Der Erzbischof von Lahore, Lawrence Saldanha, sagte gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“, mit Bhatti seien die Christen eines „grossen Führers“ beraubt worden. Die Stimmung unter den Christen beschrieb er als „eingeschüchtert, unterdrückt und depressiv“. Ein neuer „starker Mann“ sei für sie nicht in Sicht. Der Anschlag auf Bhatti habe gezeigt, wie sehr religiöse Parteien die Oberhand über eine „sehr schwache“ Regierung gewonnen hätten, betonte Saldanha.
Islamisten erschossen den 42-jährigen Minister für Minderheiten und einzigen Christen der Regierung am 2. März 2011 auf offener Strasse. Bhatti wurde von zahlreichen Kugeln so schwer verletzt, dass er noch auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb. Er hatte Änderungen am umstrittenen Blasphemie-Gesetz seines Landes gefordert, um den weit verbreiteten Missbrauch zu stoppen. Islamisten hatten ihn deswegen mit dem Tode bedroht.
Die 2,5 Millionen Christen Pakistans seien nun verstärkt der Gewalt und Einschüchterung durch Muslime ausgesetzt, deren Denkweise sich zunehmend im extremistischen Islam verankert sehe. „Die Christen Pakistans fühlen sich wie Bürger zweiter Klasse. Wir dürfen uns nicht einmal zu Wort melden!“ kritisierte Saldanha. Mit Minderheitenminister Bhatti und dem Gouverneur von Punjab, Salman Taseer, seien nun in kurzer Zeit zwei der wortgewaltigsten Gegner der pakistanischen Anti-Blasphemiegesetze von Fanatikern ermordet worden, beklagte der Erzbischof.
Das Anti-Blasphemiegesetz sieht die Todesstrafe oder lebenslange Haft für die Schmähung des islamischen Propheten Mohammed sowie des Korans vor. Es wird nach Aussage Saldanhas oft gegen Christen instrumentalisiert und von Denunzianten missbraucht, um ihnen missliebige Personen aus dem Weg zu räumen.
Die Sicherheitsvorkehrungen für christliche Gebäude in Pakistan sind deutlich verstärkt worden. Nach den Worten von Erzbischof Saldanha gleiche seine Kathedrale in Lahore inzwischen „Fort Knox“. „Die Polizei hat Kameras, Betonbarrieren, Sandsäcke und Mauern um das Gotteshaus errichtet“, berichtet er und betont: „Unsere Gläubigen sind widerstandsfähig und entschlossen. Seit Jahrhunderten werden sie unterdrückt und leiden. Aber mit Gottes Gnade halten wir durch!“