Der 24. April ist der Gedenktag an den Völkermord am armenischen Volk. An diesem Tag im Jahr 1915 begannen die Deportationen von Armeniern aus Konstantinopel (Istanbul). Dies war der Beginn eines Genozids an über einer Millionen Armeniern im Osmanischen Reich. Unterstützt wurde das jungtürkische Regime von seinem deutschen Waffenbruder. Armenische Zwangsarbeiter wurden mit der Bagdadbahn in die mesopotamische Wüste — in den Tod — deportiert. Diplomaten breiteten einen Mantel des Schweigens über die vor ihren Augen begangenen Massaker an einem christlichen Volk aus, um das strategische Kriegsbündnis mit dem osmanischen Reich nicht zu gefährden.
Bis heute weigert sich die türkische AKP-Regierung, die Tatsache des Völkermordes einzugestehen. Wer von einem Genozid spricht, wird wegen „Verunglimpfung des Türkentums“ verfolgt. Der türkische Innenminister Idris Naim Sahin trat am 26. Februar auf einer nationalistischen Kundgebung in Istanbul auf, auf der antiarmenische Parolen gerufen und der Mörder des 2007 ermordeten armenischen Journalisten Hrant Dink gefeiert wurde.
Die Türkische Republik wurde nicht nur auf den Knochen und dem Blut der vertriebenen, beraubten und ermordeten Armenier und anderer christlicher Minderheiten errichtet. Auch der Geist des Völkermordes blieb in der Türkischen Republik am Leben. Im Namen des Türkentums wurden und werden alle anderen Bevölkerungsgruppen verleugnet, zwangsassimiliert, vertrieben und ermordet. Auf die Verfolgung und Ermordung der Armenier, Aramäer und Assyrer folgten die Verfolgung und Ermordung der Kurden, vor allem mit anderen Glaubensrichtungen wie Eziden und Aleviten. Hunderttausende wurden in den 20er- und 30er-Jahren vertrieben und ermordet. Weitere 40‘000 Kurden wurden in den letzten 30 Jahren getötet und Millionen vom Militär aus ihren Dörfern vertrieben. Auch die AKP-Regierung setzt diese Politik der Verleugnung und Zwangsassimilation im Namen des Türkentums fort. Auf den physischen Genozid folgt der politische Genozid. 7‘000 kurdische Politiker und zivilgesellschaftliche Aktivisten – darunter sechs Abgeordnete und 31 Bürgermeister – wurden in den letzten drei Jahren inhaftiert. Bauern werden aus der Luft bombardiert, Kinder in Gefängnissen gefoltert und vergewaltigt. Aleviten müssen zwangsweise den sunnitisch-islamischen Religionsunterricht besuchen. In alevitischen Dörfern werden Moscheen gebaut, während alevitische Cem-Häuser bis heute keinen offiziellen Status besitzen. Während der Prozess gegen die faschistischen Mörder von Sivas, die 33 alevitische Künstler und Intellektuelle verbrannten, eingestellt wurde, werden an mehreren Orten alevitische Häuser mit roter Farbe markiert – als Drohung und Vorbereitung neuer Massaker.
Im Gedenken an die Opfer des Armeniergenozids und zum Zeichen der Geschwisterlichkeit der Völker wird sich die Föderation der kurdischen Vereine in Deutschland YEK-KOM mit ihren Mitgliedsvereinen an den Gedenkveranstaltungen unserer armenischen Freunde am 24. April beteiligen. So wie kein Opfer jemals vergessen wird, werden auch die Täter nicht in Vergessenheit geraten.
Medienmitteilung YEK- KOM, Föderation der kurdischen Vereine in Deutschland e.V.