In den Reihen der Terrormilizen „Islamischer Staat“ (IS) und Al-Nusra kämpfen, foltern und vergewaltigen im Irak und Syrien bereits über 6‘000 „Dschihad-Freiwillige“ aus der EU und der Schweiz. Sie wurden und werden in erster Linie in den Moscheen der europäischen Muslimdiaspora rekrutiert. Das stellt die Frage nach der Verantwortlichkeit der Moscheevorsteher (Imame). In vielen Fällen von Winterthur bis Wien ist diese inzwischen handfest erwiesen. Damit belebt sich aufs Neue die Diskussion, ob durch eine staatlich geregelte und kontrollierte Ausbildung der Imame vor Ort in Europa anstelle des Importes radikaler Moscheeprediger aus der Türkei, Saudi-Arabien oder Ägypten dieses und andere Probleme in den Griff zu bringen sind.
Von Heinz Gstrein
Tatsächlich tragen solche „Hassprediger“ eine Hauptschuld an der Fanatisierung der zunächst religiös reichlich indifferenten Muslim-Migranten. Im deutschsprachigen Raum wurden diese ab den späten 1950er-Jahren als „Gastarbeiter“ angeworben. Damals kamen die meisten von ihnen aus der Türkei und Tito-Jugoslawien, zwei Staaten, in denen es weder öffentlichen Religionsunterricht noch ein Interesse an der geistlichen Betreuung der Auswanderer gab. Diese konnten bei uns erstmals ihren Glauben frei leben und organisieren. Das übernahmen jedoch radikale Kreise aus dem arabischen Politislam. Weder Belgrad noch Ankara waren damals interessiert, ihren Muslimen Imame aus der Heimat nachzusenden. So wurden und werden die Musliminnen und Muslime in unserer Mitte immer wieder mit einem extremen Islamverständnis indoktriniert, das sich damals von der islamischen Praxis in ihren Herkunftsländern noch frappierend unterschied: Verschleierte Türkinnen stiegen in Kloten ins Flugzeug nach Istanbul, um dort vor der Landung all diese Hüllen abzulegen.
Eine Ausbildung der Imame im Gastland nach europäischen Standards schien da die angezeigte Lösung zu sein. Österreich bietet schon seit bald 20 Jahren an seinen Religionspädagogischen Hochschulen Studien für künftige Imame sowie islamische Religionslehrerinnen und -lehrer an. Wissenschaftliches Niveau und toleranter Geist sind hervorragend, was aber dann in der Praxis nur selten umgesetzt wird. Eingetrichtertes Wissen ist nie stärker als seit Generationen eingefleischte Vorurteile. Musterbeispiel jener religionspädagogisch ausgebildete Wiener Imam, der dann in seinen Predigten christliche Frauen als Freiwild für Muslimmänner einstufte.
Umgekehrt wehren sich Moscheegemeinden und ganze islamische Dachverbände gegen die Anstellung europäisch geprägter Imame, Prediger und Religionslehrer. Am bekanntesten wurde der Fall von Mouhanad Khorchide. Der Muslim-Theologe und Soziologe musste regelrecht aus Österreich nach Deutschland fliehen, nachdem er in einer Untersuchung enthüllt hatte, dass eine Imamausbildung im Westen nicht vor aggressiv islamistischer Grundhaltung schützt: Von den in Wien ausgebildeten Imamen und Religionslehrern lehnen 32,7 Prozent weiter eine Unterordnung des Islamrechts Scharia unter die jeweilige Rechtsordnung ab, halten 21,9 Prozent Demokratie für nicht mit dem Islam vereinbar, 18,7 Prozent fordern die Todesstrafe für „Abfall“ vom Islam, 14 Prozent lehnen die österreichische Verfassung ab und 8,5 Prozent rechtfertigen Gewaltanwendung im Namen Allahs!
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