Bald beginnen sie, die grossen, langerwarteten Sommerferien. Wie verbringen wir sie so, dass am Ende alle zufrieden und dankbar auf diese Pause zurückblicken? Weniger ist oft mehr; dies gilt auch für das Thema Familienferien. Nein, es müssen nicht immer teure Ferien im Hotel sein. Gerade mit kleinen Kindern kann es durchaus Sinn machen, einfach zu Hause zu bleiben, statt sich im teuren Hotelzimmer zu schämen, weil unser Säugling das ganze Stockwerk wachbrüllt. Eine zur Familiensituation passende Ferienumgebung trägt viel zur Erholung bei.
Weniger Erwartungen:

Ferien sind häufig mit unrealistischen Erwartungen verknüpft. Als Eltern möchten wir ausspannen, zur Ruhe kommen und uns erholen. Wir träumen davon, endlich das Buch zu lesen, das schon so lange auf dem Nachttisch liegt. Oder davon, endlich mal ausgiebig joggen, geruhsam spazieren oder lange Wanderungen unternehmen zu können.

Könnten wir alles, wären da nicht unsere Kinder, die genau jetzt quengelig sind, auf der Bergtour schon nach 5 Minuten jammern oder nachts unseren Schlaf stören, weil die fremde Umgebung sie verunsichert…Ich erinnere mich lebhaft daran, dass unsere Kleinkinder im Urlaub häufig krank wurden. Mit 3 Mal Windpocken in den Winterferien könnten wir uns wohl schon fast ins Guinessbuch der Rekorde eintragen lassen.

Glücklich die Eltern, die sich auf „Ferien inklusive Herausforderungen“ einstellen und es lernen, auch diese Zeit einfach so zu nehmen und zu geniessen, wie sie nun mal eben ist. „Leben ist das, was geschieht, während wir andere Pläne schmieden“, sagt ein Weiser. Wie Recht er hat!

Weniger Programm:

Das Schönste an den Ferien ist für mich das Zeit haben. Mal nicht von Termin zu Termin zu hetzen, Musse zu haben, dem Kommen und Gehen der Wellen zuzuschauen und sich an im Sand buddelnden Kindern zu freuen gehört für mich zum Höchsten der Gefühle. Stundenlang vorzulesen, am Tisch zu plaudern oder an Regentagen Gesellschaftsspiele ohne Ende zu spielen ist mir genauso lieb wie die Stadtbesichtigung. Nein, ich muss nicht alles sehen, was der Ort zu bieten hat. Ich möchte lieber weniger erleben, das aber intensiv. Und ich möchte Zeit für intensive Begegnungen haben, in denen die Familienbeziehungen wachsen können. Zeit zum Lachen, Zeit, herumzualbern und Zeit, zu Streiten und sich miteinander auseinanderzusetzen. Reibung erzeugt Wärme.

Weniger Ärgern:

Wenn die Vorstellungen, wie „richtige“ Ferien aussehen, stark auseinanderklaffen, braucht es kreative Ideen. Ein Freund von uns hat in den Ferien immer ein spannendes Buch dabei, mit dem er sich gemütlich in ein Café setzen kann, wenn der Rest der Familie am Shoppen oder auf Erkundungstour ist. Und, statt sich zu ärgern, dass unser Kleinkind weint, nutzen wir die Situation für den ausgiebigen Spaziergang, für den wir im Alltag nur selten Zeit haben. Unser Kind schläft ein und wir haben endlich Zeit, als Paar über all das zu reden, was uns schon lange auf dem Herzen liegt. Glücklich die Eltern, die in jedem Zwischenfall und in jeder Störung eine Chance entdecken und nutzen.

Weniger Erwartungen, weniger Programm, weniger Ärgern – weniger ist mehr. Auch und gerade, was den Familienurlaub betrifft!

http://www.sexualerziehung-familiensache.com/

Gastbeitrag von Regula Lehmann