In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 23. September 2016 übt die Professorin für Biologiedidaktik, Schwerpunkt Humanbiologie/Gesundheitserziehung, Karla Etschenberg, in einem Interview massive Kritik an dem neuen Lehrplan zur Sexualerziehung, der diese Woche durch ein Dekret des Kultusministeriums im Bundesland Hessen in Kraft trat. Der Beitrag erschien mit der Überschrift „Das wäre ein Beitrag zur Sexualisierung von Kindern“.
Wohlgemerkt: Karla Etschenberg ist keine konservative Professorin im christlichen Sinne. Sie ist sogar Trägerin der Magnus-Hirschfeld-Medaille, die von der „Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS)“, in der viele Pädagogen der sog. „Emanzipatorischen Sexualerziehung“ tätig waren, vergeben wird. 2010 machte sie Schlagzeilen, als sie die Verwendung von pornographischen Filmen im Sexualkundeunterricht empfahl. Insofern vertritt sie auch Positionen, die ein Christ nicht akzeptieren kann. Es ist jedoch bezeichnend, dass selbst eher liberale Stimmen den neuen Lehrplan zur Sexualerziehung kritisieren. Deshalb möchten wir hier einige Passagen des Interviews mit der FAZ dokumentieren.
Karla Etschenberg, die schon den baden-württembergischen „Bildungsplan 2015“ kritisiert hatte, nahm auch nun beim hessischen Lehrplan kein Blatt vor den Mund: „Ich finde es nicht richtig, wenn Sexualkunde und Sexualerziehung in Anpassung an aktuelle sexualphilosophische und politische Trends in Richtlinien selektiv dargestellt werden. Die Gefahr besteht, dass der Bereich genauso selektiv verkürzt in der Schule behandelt wird. Das kann leicht zur Indoktrination ausarten.“
Das Kultusministerium unter Führung von Ralph Alexander Lorz beschloss den neuen Lehrplan trotz Widerstands des Landeselternbeirats und der katholischen Kirche. Etschenberg hält diesen Widerstand für verständlich: „Aus Sicht gläubiger Christen, die sich auf den Katechismus berufen, kann ich das verstehen. Akzeptanz bedeutet Billigung und Einverstandensein. Das kann bezüglich nicht heterosexueller Orientierungen von gläubigen Katholiken nicht erwartet werden. Sie sind nur zur Toleranz bereit.“
Besonders gefährlich erachtet Karla Etschenberg das Ziel „Respekt der sexuellen Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen“: „In Anlehnung an sexualpädagogische Veröffentlichungen kann
Das Thema „kindliches Sexualverhalten – ich mag mich, ich mag dich“ für Kinder von sechs bis zehn Jahren, hält Etschenberg für fragwürdig: „Da spürt man die Tendenz, kindliches Verhalten als sexuell zu interpretieren, auch, wenn man gar nicht sicher sein kann, dass es etwas mit Sexualität zu tun hat.“ Mit Kindern in der 5. oder 6. Klasse soll das Thema Transsexualität behandelt werden, was Etschenberg sogar als gefährlich bewertet: „Das Thema Transsexualität in der 5. Oder 6. Klasse halte ich sogar für gefährlich, wenn es ungeschickt angegangen wird, da es Kinder zu Beginn der Pubertät stark verunsichern kann.“
Quelle: Kultur und Medien Online