Eine neue Umfrage von Pink Cross zeigt: 69 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind für die Homo-„Ehe“. Wenn es hingegen um das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare geht, schwindet die Zustimmung markant. Deshalb mahnen die Promotoren der „Ehe für alle“ zu einer behutsamen Strategie: zuerst die Homo-„Ehe“, dann die Regenbogen-„Familie“. Damit wird dem Volk vorgemacht, es könne sich für das eine, und später gegen das andere entscheiden. Das aber ist eine taktische Täuschung. Denn in einem haben die Lobbyisten der gleichgeschlechtlichen „Ehe“ recht: Ehe und Familie gehören untrennbar zusammen.
Von Dominik Lusser
Die Stimmungslage für die „Ehe für alle“ ist gegenwärtig gut. Hingegen sind gemäss der Pink Cross-Umfrage nur 50 Prozent dafür, dass homosexuell orientierte Personen das leibliche Kind ihres eingetragenen Partners als Stiefkinder adoptieren dürfen. Geht es darum, fremde Kinder gleichgeschlechtlichen Paaren anzuvertrauen, ist die Bevölkerung erst recht zurückhaltend: Wie Umfragen von 2015 zeigen, lehnt eine Mehrheit die Volladoption durch gleichgeschlechtliche Paare sowie deren Zulassung zur Fortpflanzungsmedizin ab. Dass ein Kind ein Anrecht auf einen Vater und eine Mutter hat, die im Idealfall seine leiblichen Eltern sind, ist eine nach wie vor weit verbreitete Überzeugung.
Mogelpackung
Die Strategen der Gleichmacherei von Homo-Paaren mit der Ehe bzw. Regenbogen-„Familien“ mit echten Familien mahnen daher, „behutsam weiterzugehen“. Von verschiedener Seite wird abgeraten, die Volladoption in die Vorlage der parlamentarischen Initiative „Ehe für alle“ mit aufzunehmen, die der Nationalrat demnächst ausarbeiten wird. „Das Risiko ist schlicht zu gross, dass wegen einer überfrachteten ‚Ehe für alle’ die gesamte Vorlage an der bürgerlichen Mehrheit scheitert“, warnt etwa „Der Bund“. SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt bläst im Interview mit dem Tagesanzeiger ins gleiche Horn: „Die Volladoption bereits aufs Tapet zu bringen, während die Diskussion über die ‚Ehe für alle’ läuft, finde ich strategisch ungeschickt. Konservative, die sich vor einem ‚Dammbruch’ fürchten, fühlen sich bestätigt.“
Nun ist es zweifellos legitim, eine politische Forderung schrittweise anzugehen und reifen zu lassen. Was aber die Strategen der „Ehe für alle“ verschweigen: Wenn der Gesetzgeber die Verbindung zweier Personen des gleichen Geschlechts als „Ehe“ anerkennt, dann liegt die Frage der Volladoption anschliessend gar nicht mehr beim Volk, und auch nicht beim Parlament. Das Recht auf Volladoption und Fortpflanzungsmedizin könnte dann vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) erzwungen werden. Darum ist die Strategie der kleinen Schritte, die nun eingeschlagen werden soll, eine Mogelpackung.
Der EGMR anerkennt, wie ein Entscheid vom Sommer 2016 zeigt, die Homo-„Ehe“ zwar nicht als Menschenrecht. Er überlässt es den Mitgliederstaaten des Europarats, welche Rechte gleichgeschlechtlichen Partnerschaften zuerkannt werden. Werden jedoch in einem Land gleichgeschlechtliche Paare zur Ehe zugelassen, ihnen aber gleichzeitig ein Teil der ehelichen Rechte vorenthalten, würde der EGMR dies im Streitfall als Diskriminierung auslegen. Während so ein Entscheid formalrechtlich logisch erscheinen mag, kommt darin allerdings ein sachlich völlig verkehrtes Eheverständnis zum Ausdruck. Und genau hier liegt das Problem.
Ehe bleibt Ehe
Die Forderung der Homo-„Ehe“ ist an die völlig absurde Behauptung geknüpft, eine Lebensgemeinschaft zweier Männer oder zweier Frauen sei das gleiche wie eine komplementärgeschlechtliche Verbindung. Diese Behauptung wird auch dadurch nicht einleuchtender, dass Hans-Ueli Vogt versucht, die Ehe einerseits und das Zusammenleben mit Kindern anderseits aus taktischen Gründen als zwei völlig separate Dinge zu verkaufen: „Die Ehe zweier Homosexueller widerspricht dem traditionellen Familienbild nicht, solange keine Kinder involviert sind.“ Das ist schlichtweg nicht wahr. Dass diese Trennung künstlich ist, bestätigt ja nicht zuletzt auch der Forderungskatalog der Homo-Lobby, die sich mit der Ehe ohne Kinder ja eben gerade nicht zufrieden gibt.
Fakt ist: Die Lebensgemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau ist ihrem Wesen nach einzigartig. Während der Mensch in allen anderen Belangen autark ist, braucht es zur Weitergabe des Lebens – und allein dazu – das einzigartige leiblich-organische Zusammenwirken von Mann und Frau. Die Vereinigung, mit dem die Eheleute ihren Bund fürs Leben besiegeln, ist gleichzeitig der einzige natürliche (und humane!) Ausgangspunkt eines neuen Lebens. Aus der Vereinigung von Mann und Frau – und nur aus dieser – geht also das Kind und somit die Familie hervor. Während die eheliche Verbindung wesentlich auf Familie ausgerichtet ist, fehlt gleichgeschlechtlichen Verbindungen diese Perspektive prinzipiell. Die Ausrichtung der ehelichen Gemeinschaft auf Kinder beschränkt sich jedoch nicht auf die Zeugung: Wie Jahrzehnte Familienforschung zeigen, ist das Aufwachsen bei beiden leiblichen Eltern das mit Abstand beste Umfeld für das Kind. Und ferner ist auch die Bipolarität dieses natürlichen Umfeldes kein Zufall. Der sich ergänzende Einfluss von Mutter und Vater hat vielmehr eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung des Kindes, wie die Entwicklungspsychologie bestätigt. Die Gemeinschaft zweier gleichgeschlechtlich orientierter Personen ist also weder für sich genommen, noch in Bezug auf Kinder, mit der Ehe vergleichbar.
Verheerende Begriffs-Umdeutung
Die Promotoren der „Ehe für alle“ vergleichen – so ein weiterer argumentativer Trick – gerne gleichgeschlechtliche Paare mit kinderlosen Ehepaaren: Wenn Homo-Paare keine Ehen sein dürften, dann seien auch kinderlose komplementärgeschlechtliche Paare keine Ehen. Der Vergleich hinkt jedoch aus verschiedenen Gründen. Denn erstens ist Kinderlosigkeit in sehr vielen Fällen ein vorübergehendes Phänomen und zweitens oft auch schwer nachweisbar, weswegen sie als Ausschlusskriterium von der Ehe nicht taugt. Zweitens aber, und das ist viel entscheidender, vollziehen auch kinderlose Ehepaare im Unterschied zu Homo-Paare den seiner Art nach einzigartigen Akt, der auf die Weitergabe des Lebens ausgerichtet ist. Es ist darum irreführend, wenn in der NZZ behauptet wird, „die Natürlichkeit des Kinderkriegens“ sei bei kinderlosen Ehepaaren und gleichgeschlechtlichen Paaren „gleichermassen abhanden gekommen“. Was nämlich bei gleichgeschlechtlichen Paaren prinzipiell nicht möglich ist, ist bei kinderlosen Ehe-Paaren auf eine biologische Anomalie zurückzuführen.
Kritiker sollten sich hüten, solche Überlegungen als Biologismus und somit als abstrakte Theorie abzuwerten. Im Zuge der angestrebten „Normalisierung“ der Homo-„Elternschaft“ werden weltweit bereits heute immer mehr Kinder um ihren leiblichen Vater – einen anonymen Spender („my dady’s name is donor“) – betrogen. Und dies hinterlässt im Leben der betroffenen Menschen eine existentielle Lücke, die mit sehr viel Leid verbunden sein kann. Damit ist nur eine von vielen inhumanen Konsequenzen genannt, die inflationär zunehmen werden, wenn wir beginnen Ehe zu nennen, was keine Ehe ist. Um schwule gegenüber lesbischen Paaren nicht zu benachteiligen, würde bald auch die Leihmutterschaft zur Debatte stehen, die das Kind zur Handelsware und seine Mutter zum Mietobjekt degradiert. Prominente Verfechter des familienrechtlichen „Fortschritts“ denken schon ganz offen darüber nach. Wird ein Kind von einer Leihmutter im Ausland besorgt, kann es – wie das Bundesgericht 2015 in Aussicht gestellt hat – bereits auf der Grundlage der kürzlich eingeführten Stiefkindadoption als Kind zweier „Väter“ anerkannt werden.
Wer sich also weigert, die Homo-„Ehe“ Ehe zu nennen, der verteidigt nicht primär einen vermeintlich altmodischen Begriff: Er verteidigt vielmehr die sensibelsten Zusammenhänge menschlicher Existenz gegen ideologische Zugriffe, deren letzte Konsequenzen noch nicht absehbar sind. Er wehrt sich dagegen, etwas als „Vielfalt“ anzuerkennen, was in Tat und Wahrheit nur Ergebnis gezielt herbeigeführter tragischer Brüche ist. Es ist an der Zeit, die medial so dominante „Ehe“-Lüge mit all ihren Konsequenzen aufzudecken und an den Pranger zu stellen.