Zum Start des neuen Schuljahrs 2016/2017 hat der Kanton Genf einen Leitfaden „Laizität an der Schule“ veröffentlicht. Im Leitfaden ruft die Genfer Erziehungsdirektion die Trennung von Religion und Staat in Erinnerung, die in Genf nach französischem Vorbild sehr strikt gehandhabt wird. So etwa sei es mit der der konfessionellen Neutralität des Staates nicht vereinbar, wenn Lehrpersonen Zeichen ihrer Religionszugehörigkeit (z.B. ein Kreuz als Schmuckstück) trügen.
Die Karikaturen, die den Leitfaden illustrieren, lassen jedoch an der neutralen Haltung des Staates erhebliche Zweifel aufkommen. Der Tod Jesus am Kreuz ist ein zentraler Aspekt des christlichen Glaubens. Die Kruzifix-Karikatur der Genfer Erziehungsdirektion stellt somit nicht nur eine Geschmacklosigkeit, sondern eine schwere Beleidigung gläubiger Christen dar. Fände sich diese verächtliche Karikatur auf den Seiten von Charlie Hebdo, müsste man sie tolerieren. Von Seiten des neutralen Staates ist sie hingegen nichts anderes als ein nicht akzeptabler Angriff auf gläubige Bürger.
Zudem stellt sich die zentrale Frage: Wie will der Kanton Genf Respekt für die Regeln der konfessionsneutralen Schule einfordern, wenn er keinen Respekt zeigt vor dem religiösen Bekenntnis seiner Bürger? Auch ist nicht einsehbar, wie diese Broschüre auf diese Weise einen Beitrag leisten soll zum „harmonischen Miteinander“ in einer pluralistischen Gesellschaft, wie Erziehungsdirektorin Anne Emery-Torracinta (SP) verspricht. Vielmehr verspielt der Staat so seine Glaubwürdigkeit als Garant der Grundrechte aller. Die überkonfessionell christliche Arbeitsgemeinschaft Jugend und Familie hat übrigens bereits in ihrem Rundbrief von Mittte Oktober kritisch zum neuen Genfer Leitfaden Stellung bezogen.
In Zeiten, in denen vielerorts in Europa der politische Islam erstarkt, ist es zwar sehr wichtig, die Errungenschaft des konfessionell neutralen Staates zu bekräftigen. Doch vergessen wir nicht: Ebenso real wie die Gefahr gottesstaatsähnlicher Parallelgesellschaften ist auch die Gefahr eines totalitären Säkularismus, der die Religionsfreiheit immer mehr beschneidet. Tendenzen dazu finden sich auch im inhaltlichen Teil der Broschüre, wo z.B. eine Dispens von Teilen des Schulunterrichts selbst bei weltanschaulich so sensiblen Themen wie der Sexualerziehung kategorisch ausgeschlossen wird. Und das, obwohl der Staat in diesem Bereich in Zusammenarbeit mit Organisationen wie „Santé Sexuelle Suisse“ seit Jahren moralische Indoktrination im Sinne der Gender-Ideologie betreibt.
Man wird den Eindruck nicht los, dass sich in Genf unter dem Deckmantel der staatlichen Neutralität eine religions- und insbesondere christenfeindliche Gesinnung breitmacht. Die gegenwärtige Entwicklung ist gerade aus Sicht der weltanschaulichen Neutralität des Staates sehr bedenklich!
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Schreiben Sie der Genfer Erziehungsdirektorin Anne Emery-Torracinta (SP) und protestieren Sie gegen die verletzende Jesus-Karikatur und die totalitären Tendenzen im Genfer Laizismus-Konezpt: infodip@etat.ge.ch