Die Freiheit der Christen im Norden Nigerias ist eingeschränkt, sagt Pastor Balat auf seiner Rednertour in der Schweiz. Er leitet selbst eine Gemeinde im Norden Nigerias. Dort sei der Bau neuer Kirchen vielerorts nicht erlaubt, aus manchen Gegenden würden Nicht-Muslime vertrieben. „Christen spüren, dass eine Agenda gibt, sie aus dem Norden zu vertreiben.“
„In etlichen Gegenden ist es Christen nicht gestattet, Kirchen zu bauen“, erläutert Pastor Balat. „Zudem ist es für Nicht-Muslime schwierig, Jobs zu erhalten. Am schwierigsten ist es für christliche, ursprüngliche Einwohner des Nordens.“ Aus dem Süden zugezogene Christen hätten es etwas leichter. „Christen erleben neben der Diskriminierung auch Hass und Verfolgung. Nicht einzig durch die Terrormiliz Boko Haram.“ Als die Mohamed-Karikaturen in Dänemark publiziert wurden, brannten in Nordnigeria Kirchen, obschon die christliche Bevölkerung nicht die geringste Verbindung zu den Karikaturen hatte. Vergleichbares ziehe sich durch den Alltag: „Manchmal wird behauptet, jemand habe den Islam beleidigt – in der Folge kann eine Kirche angegriffen werden. Das kann dazu führen, dass jemand umgebracht wird. Erst vor kurzem wurde eine Christin wegen einem solchen Vorwurf von einem Mob geköpft.“ Zudem werden Christen gezwungen, während dem Ramadan zu fasten.
Scharia als Polit-Statement
Die meisten nigerianischen Nordstaaten haben mittlerweile die Scharia eingeführt. Derzeit bedeute dies nicht zwangsläufig, dass es zu Gewaltanwendung kommt. „Sie wird nicht unbedingt in aller Konsequenz angewendet mit Händen abhaken und Ähnlichem. Sondern sie wird als Deklaration angesehen, als Statement, dass das Gebiet nicht unter der Herrschaft eines christlichen Präsidenten steht.“ Das politische System Nigerias sieht vor, dass einem christlichen Präsidenten jeweils ein muslimscher folgt und umgekehrt. Der Ton verschärfe sich jedoch. „In vielen dieser Staaten kann zum Beispiel keine Kirche mehr gebaut werden. Manche sind zerstört worden und während ich hier in der Schweiz rede, ist es nicht erlaubt, sie wieder aufzubauen.“
Zudem würden junge Mädchen entführt werden und in einer anderen Gegend zwangsverheiratet. „Der Mann behauptet dann jeweils, dass sie zum Islam übergetreten sei. Die Polizei schreitet nicht ein.“ Denn zum Islam Konvertierte werden nicht zu ihren christlichen Eltern zurückgebracht; dies ist eine neue Form der Zwangsislamisierung, die sich zunehmend in Nigeria etabliert, wie wir sie bereits aus Pakistan kennen.
Kampf mit Wort und Feuer
Zu Beginn kämpfte die Boko Haram gegen die Regierung und die Polizei, im Laufe der Zeit kamen die Attacken gegen Kirchen dazu, „im Nordosten wurden besonders viele zerstört und lokale Christen vom Land ihrer Vorväter vertrieben. Inzwischen sagen die Fundamentalisten, dass im Norden nie Christen lebten, manchenorts wird dieser Propaganda Glauben geschenkt.“
Vermehrt werden auch durch extreme Flügel der Fulani-Hirten verübte Angriffe für die Christen im Norden Nigerias zum Problem. „Oft wird behauptet, in den Konflikten würde es einzig um Weideland gehen. Doch wenn man genauer hinschaut, stellt man fest, dass ausschliesslich christliche Dörfer angegriffen werden, keine muslimischen. Ausserdem: Würde es wirklich nur um Weideland gehen, könnten sie anderswo problemlos welches finden, denn es gibt genug Boden, der zur Verfügung steht. Es scheint eine Agenda zu geben, die Christen aus dem Norden zu vertreiben.“
Tausende vertriebener Christen würden nicht zurückkehren können, weil sie nicht mehr sicher sind. „Die Regierung ist nicht in der Lage, dies zu stoppen und die Frage ist, ob sich im Norden die Ziele der Behörden überhaupt von jenen der Fundamentalisten unterscheiden. Wenn zum Beispiel bei Zwangshochzeiten und Konvertierungen junger Mädchen gar nicht erst eingeschritten wird und den Eltern der Zugang zur Tochter gar verwehrt wird, stimmt etwas nicht. Da besteht eine Komplizenschaft.“
Medienmitteilung Open Doors Schweiz, 22. November 2016