Eine Nachricht spaltet den deutschsprachigen Raum: Der Journalist und Autor Dr. Udo Ulfkotte ist gestorben. Wenige Tage vor seinem 57. Geburtstag erlag er am 13. Januar 2017 einem Herzversagen.
Von Beatrice Gall
„Die Menschen, die ihn kannten und schätzten, traf diese Nachricht wie ein Schock. Mit seinem plötzlichen Tod verlieren alle, die eine Alternative zum politischen und publizistischen Mainstream suchten, einen unerschrockenen, mutigen Protagonisten. Der Kopp Verlag verliert einen seiner erfolgreichsten Bestsellerautoren und ich persönlich einen guten Freund.“, schreibt Verlagsleiter Jochen Kopp in einem Nachruf. Im Kopp Verlag publizierte Ulfkotte in den letzten Jahren seine Bücher, die fast alle Bestseller wurden. Zu seinen grössten Erfolgen zählte das 2014 erschienene Buch „Gekaufte Journalisten“, das über ein Jahr lang auf der Spiegel-Bestseller-Liste stand und in mehrere Sprachen übersetzt wurde.
Mit seinen Büchern, TV-Auftritten und Vorträgen machte sich der promovierte Politikwissenschaftler, der 17 Jahre für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Ressort Ausland) arbeitete, nicht nur Freunde. Die Stimmen nach seinem Tod in den letzten Tagen zeugen davon. So schreibt „Die Welt“, dass er „islamophobe und rechtspopulistische Thesen“ vertrat und vor allem im Kopp-Verlag veröffentlichte, „der vielen Verschwörungstheoretikern und rechtsgerichteten Autoren eine Plattform bietet. Unter anderem zählen die frühere Nachrichtensprecherin Eva Herman und der Ufo-Forscher Erich von Däniken zu den Autoren des Verlags.“
Dass die Medien nicht sehr wohlgesonnen über den verstorbenen Journalisten schreiben, verwundert nicht. In seinem Buch „Gekaufte Journalisten“ deckte er die Korrumpierbarkeit von den Medien auf, legte er die Nähe verschiedener Journalisten zu Elitenetzwerken dar und schilderte, wie staatliche Stellen die Berichterstattung der Medien diktieren würden. Das hat vielen nicht gepasst. Schlachten die Medien ansonsten jeden Skandal noch so gerne aus, so ist man sich in solchen Fällen, in denen es um sie selbst geht, schnell einig: Man mag keine Nestbeschmutzer.
Was jedoch viel mehr erschreckt als die Sticheleien der Medien, sind die Reaktionen in Blogs und ähnlichem. Dort wird zum Teil der Tod des engagierten Journalisten mit Worten gefeiert wie „Ich freue mich.“, „Udo Ulfkotte ist gestorben. Endlich mal jemand um den es nicht schade ist“ oder „Ulfkotte ist tot. 2017 ist jetzt schon besser als 2016, scheinbar triffts jetzt die richtigen (Donald Trump bitte als nächstes).“ Die ungeschriebene Regel, über Tote nichts Schlechtes zu sagen, scheint hier nicht nur völlig verloren gegangen zu sein. Viele der Schreiber verhalten sich genauso, wie sie es ihren „Gegnern“ vorwerfen. Woher kommt dieser Hass und die scheinbare Schadenfreude gegenüber einem Toten?
Udo Ulfkotte war als Islamkritiker bekannt. Als Auslandsjournalist bereiste er über 60 Staaten, darunter auch sehr oft Staaten im Nahen und Mittleren Osten. Er wusste also, wovon er schrieb, wenn er über die Auswirkungen des Islam schrieb. Schliesslich kannte er die Situation in den islamischen Regionen ganz hervorragend – im Gegensatz zu vielen seiner Gegnern, die ihn immer wieder also islamophob oder schlimmeres bezeichneten. Es ist eine Tatsache, dass vieles, was der Buchautor schon vor vielen Jahren beschrieb und wovor er warnte, inzwischen in Deutschland und anderen europäischen Ländern traurige Realität ist. Für seine klaren Aussagen musste er in den letzten Jahren aufgrund von Todesdrohungen oftmals ein Leben unter Polizeischutz führen – ein Schicksal, das ansonsten v.a. Ex-Muslimen beschert ist, die mit ihrem Austritt aus dem Islam nicht selten ein Todesurteil unterschreiben und ihr Leben lang in Gefahr sind.
Über die letzten Tage des Kritikers schrieb sein Freund Jochen Kopp: „Obwohl es mit seiner Gesundheit schon seit einiger Zeit nicht mehr zum Besten stand, liess sich Udo Ulfkotte davon ebenso wenig bremsen, wie von den oft mehr als unfairen Angriffen seiner Gegner. Engagiert wie immer veröffentlichte er in den letzten Monaten noch Bücher, verfasste Zeitungsbeiträge und gab Interviews für in- und ausländische Medien. Beinahe bis in die letzten Minuten seines Lebens sass Udo Ulfkotte an seinem Schreibtisch und arbeitete. Viele Projekte und Ideen wollte er noch verwirklichen. Doch dann wurde er jäh aus dem Leben gerissen.“
Die Stimmen zu Udo Ulfkotte werden schnell verstummen. Tote vergisst man allzu schnell, zu viele Lebende gibt es, auf die man sich neu stürzen kann. Bleibt zu hoffen, dass das warnende Vermächtnis Udo Ulkottes nicht so schnell in Vergessenheit gerät und nach seinem Tod ernster genommen wird. In den Kommentaren zum kritischen Nachruf der „Welt“ schreibt ein Leser: „Ich ging nicht immer mit allem konform, schätzte aber seine Sichtweisen als Bereicherung meines Horizonts und allzu häufig als Impuls für eine andere Betrachtungsweise. Es ist schade, dass er nun nicht mehr ist. Aber es ist gut, dass er überhaupt war. Dessen werde ich mich besinnen.“
Die Welt hat einen unerschrockenen Journalisten verloren, der nicht im Mainstream schwamm. Und seine Familie und Freunde einen geliebten Menschen. Bei der Trauer und Verarbeitung des Verlustes ist der Familie alle Kraft und Beistand zu wünschen, die man bei solch einer schäbigen Schlacht um einen Toten braucht.