Natürlich darf jeder die israelische Regierungspolitik kritisieren. Doch häufig ist dies nur ein Deckmantel, um antisemitische Ansichten zu verbreiten.
Kolumne von Giuseppe Gracia
Mitten unter uns wächst ein neuer Antisemitismus: die „Israel-Kritik“, die den einzigen jüdischen Staat auf der Welt so negativ beurteilt wie keinen anderen. Das zeigt ein Video des jüdischen Publizisten Dennis Prager, das auf Youtube zu finden ist. Prager analysiert verbreitete Anti-Israel-Argumente. Etwa das Argument, Israel sei nicht legitim wegen seiner ungerechten, blutigen Entstehungsgeschichte. Dabei wird so getan, als sei die Geschichte der anderen, knapp 200 anerkannten Staaten auf der Welt gerecht und unblutig. Auch wird die Tatsache verschwiegen, dass es auf dem heutigen Gebiet Israels in den letzten 3‘000 Jahren nur zwei unabhängige Staaten gab: Beide waren jüdisch, und beide wurden von Invasoren zerstört. Es gab dort zu keiner Zeit einen arabischen oder muslimischen Staat.
Die Uno spielt eine fragwürdige Rolle
Israel-Gegner behaupten ferner, das Land sei rassistisch. Dabei ist Israel der einzige Rechtsstaat im Nahen Osten, in dem Juden, Muslime, Christen und Atheisten die gleichen Rechte geniessen. Jeder zweite Einwohner ist nicht weiss und jeder fünfte kein Jude. Ausserdem ist eine israelische Mehrheit für die Zwei-Staaten-Lösung: So wurde den Palästinensern in den letzten Jahrzehnten fünf Mal ein eigener Staat angeboten. Sie haben ihn jedes Mal abgelehnt, denn sie akzeptieren keinen jüdischen Staat, unter welchen Bedingungen auch immer.
Bedenklich in diesem Zusammenhang ist die Rolle der Uno, die jedes Jahr mehr Resolutionen gegen Isreal als gegen alle anderen Länder veröffentlicht. Rechnet man alle Resolutionen gegen China, Nordkorea, Syrien, Russland, Iran, Saudi-Arabien und die Hamas zusammen, kommt Israel immer noch schlechter weg. Man misst offensichtlich mit zweierlei Mass, um eine allgemeine Stimmung gegen Israel zu erzeugen. Hier spielen in der Schweiz auch grüne und linke Politiker eine traurige Rolle.
Geistige Mithilfe zu einem neuen Judenhass
Natürlich darf jeder Mensch Kritik an der israelischen Regierungspolitik üben. Dabei muss aber klar sein: Wer Israel für Dinge kritisiert, die er bei anderen Staaten akzeptiert, ist ein Antisemit. So wie jene, die Israel das Existenzrecht absprechen. Sie leisten geistige Mithilfe an einem neuen Judenhass. Einem Hass, den viele westliche Medien durch einseitige, antiisraelische Berichterstattung mitverantworten.
Diese Kolumne erschien zuerst im „Blick“.