Mitte Januar rezitierte ein Imam aus Pakistan im Brüsseler Regionalparlament während einer Preisverleihung antisemitische Koranverse. Ein Video zum Vorfall wurde kürzlich vom belgischen Abgeordneten und ehemaligen Staatssekretär für Asyl- und Migration, Theo Francken, veröffentlicht. Es hat in Belgien eine Welle der Empörung ausgelöst.
Der Imam mit dem Namen Muhammad Ansar Butt war von einem belgischen Abgeordneten der Parti Socialiste (PS) zu einer Preisverleihung eingeladen worden. Die Gelegenheit nutzte er, um ans Rednerpult zu treten und sieben Verse aus dem Koran zu rezitieren. Doch es waren keine harmlosen Verse.
Keine harmlosen Koranverse
Ansar Butt wählte die Verse aus der Sure 33: 26–27, welche die Auslöschung des jüdischen Stammes Banu Quraiza in Medina im 7. Jahrhundert behandeln. Sie lauten: „Und er liess diejenigen von den Leuten der Schrift, die ihnen beigestanden hatten, aus ihren Burgen heruntersteigen. Und er jagte in ihre Herzen Schrecken; eine Gruppe [von ihnen] habt ihr getötet und eine Gruppe gefangengenommen. Und er gab euch zum Erbe ihr Land, ihre Wohnstätten und ihren Besitz und auch ein Land, das ihr [vorher] nicht betreten hattet. Und Allah hat zu allem die Macht.“
Interkulturelle Verständigung?
Im Jahr 627 bildeten arabische Stämme, darunter die Quraisch und die Al-Ahzâb, eine Koalition gegen Mohammed und belagerten die Stadt Medina. Nach dem Sieg Mohammeds über die Koalition wandte er sich den Banu Quraiza zu, die sich dem Gegner angeschlossen hatten. Nach einer 25-tägigen Belagerung ergaben sie sich. Gemäss den überlieferten Berichten ordnete Mohammed die Hinrichtung der Männer an und liess die Frauen und Kinder versklaven.
Die Koranverse, die zur Tötung oder Gefangennahme von Juden aufrufen, liess Ansar Butt zwar weg. Dennoch ist nicht zu verstehen, wie er seinen Auftritt als „Botschaft der interkulturellen Verständigung durch interreligiösen und philosophischen Dialog“ verstehen kann.
Starke Kritik an den Sozialisten
Die Entscheidung, die Koranrezitation zu erlauben, geht auf den sozialistischen Abgeordneten Hasan Koyuncu zurück. Dieser lud Personen, die sich in der Integration besonders hervorgetan haben, ins Parlament ein. Dass Ansar Butt die Landessprache nicht spricht, tut seiner Integrationsleistung offenbar in Koyuncus Augen keinen Abbruch. Koyuncu, der auch die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, wird vorgeworfen, aufgrund seiner Nähe zu Präsident Erdogan die Unterstützung der muslimischen Einwanderergemeinschaft zu suchen.
Theo Francken verurteilte den Vorfall. Er warf den Sozialisten vor, für den Imam den „roten Teppich ausgerollt“ zu haben, obwohl sein fundamentalistischer Hintergrund bekannt war. Er beklagte, dass Brüssel einer „verlorenen Stadt“ gleiche. Die PS verbeuge sich „tiefer als je zuvor vor der Gunst der Muslime“.
Ist Belgien noch zu retten?
Dieser Vorfall gib Anlass zur Besorgnis. Er wirft wichtige Fragen über den islamischen Aktivismus im Westen auf. Inwieweit geben politische Parteien diesem nach, um ihre islamischen Verbündeten zu unterstützen? Die Einladung des Imams durch die Sozialistische Partei und die Auszeichnung durch eine ihrer Vertreterinnen zeigen grosse Nachgiebigkeit der Politik gegenüber dem Islam.
Ansar Butts Auftritt und die Wahl seiner Verse ist ein politischer Skandal. Dieser ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Westen vor einer ernsthaften Herausforderung steht und dass eine klare Distanzierung von religiösem Extremismus erforderlich ist.
Mehr Infos über den Antisemitismus im Islam finden Sie in unserem Magazin 1/2024 „Das Abrogationsprinzip und der islamische Antisemitismus“. Sie können es über das Bestellformular oder per Telefon unter +41 (0)52 268 65 00 bestellen.