Der heutige Donnerstag ist ein Feiertag und viele Schweizer nutzen die sogenannte „Auffahrtsbrücke“ als verlängertes Wochenende. Doch was wird an Auffahrt eigentlich gefeiert? Und was bedeutet das Ereignis von Auffahrt heute für uns?
Von Regula Lehmann
An Auffahrt, auch „Christi Himmelfahrt“ genannt, feiern Christen in aller Welt, dass Jesus Christus einige Wochen nach seiner Auferstehung zu seinem Vater in den Himmel zurückgekehrt ist. In der Apostelgeschichte der Bibel in Kapitel 1 (9–11) beschreibt Lukas, der Evangelist, was er von den Jüngern Jesu als Augenzeugen erfahren hat: „Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weissen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“
Auffahrt im Glaubensbekenntnis von Nicäa
Dass der auferstandene Jesus in den Himmel aufgefahren ist, gehört seit der frühen Christenheit zu den Grundpfeilern des Glaubens und hat deshalb unter anderem Eingang ins Glaubensbekenntnis von Nicäa gefunden. Christen in aller Welt bekennen seit der frühen Christenheit: „…Ich glaube an Jesus Christus, der am dritten Tag von den Toten auferstand, aufstieg in den Himmel und zur Rechten des Vaters sitzt, von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“
Auffahrt ist für Christen deutlich mehr als ein Feiertag. Auffahrt ist ein Lebensstil, die konkrete Ausrichtung auf ein Ereignis, das in der Geschichte dieser Welt die entscheidende Wende bringt. Christen erwarten Christus, den Herrn, der die Geschicke dieser Welt in seiner Hand hält und sie einem guten Ende zuführen wird. Der deutsche Theologe Johannes Hartl formulierte in einem Referat, dass die Geschichte dieser Welt auf etwas Gutes, Hoffnungsvolles hinziele. „Woher ich das weiss? Nun, ich habe das Buch zu Ende gelesen!“
Gerechtigkeit und Frieden
Die Erwartung der Wiederkunft Christi ist keine Aufforderung zur Weltflucht. Sie ist nicht die Einladung, konkrete Probleme und Katastrophen auszublenden. Sondern sie ist die Aufforderung, über allen Problemen das Grössere, Hoffnungsvolle nicht aus den Augen zu verlieren. „Es wird regiert“, so formulierte es der bedeutende Schweizer Theologe Karl Barth am Vorabend seines Todes, dem 10. Dezember 1968.
Diese Überzeugung macht Christen zu hoffnungsvollen Erwartenden, zu Menschen, die „trotzdem Ja zum Leben sagen“, wie der jüdische Psychiater Viktor Frankl es formuliert. Es macht sie zu Erwartenden, die um Hoffnung ringen und neue Kraft gewinnen. Und was Menschen erwarten, das prägt das, was und wie sie leben. Wer Gutes erwartet, ist in Krisen resilienter und bleibt trotz schwieriger Umstände heiter und handlungsfähig. Die Erwartung von Auffahrt gibt denen Mut, die in der jetzigen Welt Unrecht leiden: Dass Christus kommt, um zu richten, ist für viele Arme, Unterdrückte und Ausgebeutete dieser Welt kein Ärgernis, sondern ihre einzige Hoffnung auf Gerechtigkeit.
Es wird regiert!
Nochmal zurück zu Karl Barth: Der grosse Denker und Theologe schreibt in seinem „letzten Vermächtnis“: „Ja, die Welt ist dunkel. … Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern es wird regiert, und zwar hier auf Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her! Gott sitzt im Regimente! Darum fürchte ich mich nicht. … Gott lässt uns nicht fallen, keinen einzigen von uns … ! Es wird regiert!“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes und hoffnungsvolles Auffahrtswochenende!