Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Amadeu-Antonio-Stiftung und des Thinktanks Mideast Freedom Forum Berlin zur Darstellung Israels in Schulbüchern in Berlin und Brandenburg enthüllt besorgniserregende Ergebnisse. Demnach wird Israel in den meisten Schulmaterialien als Aggressor dargestellt. Der palästinensische Terrorismus hingegen wird zum Teil gerechtfertigt und als Befreiungskampf hochstilisiert.
Insgesamt weist die überwiegende Mehrheit der untersuchten Bildungsmaterialien eine mangelhafte und verzerrte Informationsvermittlung zu Israel auf. Die Schulbücher stellen den jüdischen Staat überwiegend als Aggressor dar und machen ihn allein für den Konflikt verantwortlich. Die lange Geschichte des palästinensischen Terrors gegenüber der israelischen Zivilbevölkerung wird ignoriert oder gar gerechtfertigt. Weiterhin wird das palästinensische Volk als hilflos und unterdrückt dargestellt. Die erste und zweite Intifada werden oft als palästinensische Freiheitskämpfe bezeichnet, wobei Israel implizit die Schuld zugewiesen wird. Selbstmordattentate werden verharmlost oder als Friedens- und Befreiungskampf erwähnt.
„Tendenziöse Informationsvermittlung“
„Die überwiegende Mehrheit der von uns analysierten Bildungsmaterialien weist eine mangelhafte, oft einseitige und bisweilen tendenziöse Informationsvermittlung zu Israel auf“, heisst es in der Analyse. „Terror und Akte der Gewalt gegen die israelische Zivilbevölkerung werden in diesem Zusammenhang mitunter als alternativloser ‚Widerstandskampf‘ verharmlost“, so die Studie.
Der Berlin-Brandenburger Rahmenlehrplan für politische Bildung betont die Notwendigkeit, verschiedene Perspektiven darzustellen und kontroverse Themen zu diskutieren. Damit wolle man das Urteilsvermögen und die Handlungsfähigkeit der Schüler fördern. Die Studie ergab jedoch, dass viele Schulmaterialien diese Anforderungen in Bezug auf den israelisch-palästinensischen Konflikt nicht erfüllen. Von den untersuchten Schulbüchern sind lediglich zwei (neben dem Klett-Verlag) empfehlenswert, während der Grossteil grundsätzliche Kritik erhielt. Ein wiederkehrendes Problem ist die Darstellung des Nahost-Konflikts als rein religiös, obwohl er hauptsächlich geopolitisch und historisch bedingt ist. Diese Vereinfachung auf der alleinigen Konfliktlinie „Juden gegen Muslime“ verfälscht historische Fakten und homogenisiert die Bevölkerung. Die dahinter stehenden Interessen der Machthaber kommen oft nicht zur Sprache.
Judenverfolgung wird ausgeklammert
Problematisch ist zudem, dass die Staatsgründung Israels oft nicht im Zusammenhang mit dem Holocaust und der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung während des Nationalsozialismus steht. Dieser Zusammenhang ist jedoch entscheidend, um das Streben nach einem jüdischen Schutzraum nachvollziehen zu können. Der Begriff „Nakba“ (arabisch für Katastrophe) taucht in den Schulbüchern im Zusammenhang mit der Staatsgründung Israels wird oft unkritisch auf. Hierbei fehlt die Erklärung, dass es sich nicht nur um eine Vertreibung der arabischen Bevölkerung handelt. Man verschweigt die Aufrufe der arabischen Führung, die Region während ihres geplanten Angriffskriegs zu verlassen. Gleiches gilt für die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus arabischen Heimatländern und dem Iran.
Die negative Darstellung Israels in Schulbüchern hat schwerwiegende Auswirkungen auf das Verständnis und die Wahrnehmung des israelisch-palästinensischen Konflikts bei den Schülern. Eine Balance und objektive Darstellung ist von entscheidender Bedeutung, um ein umfassendes Verständnis der komplexen Realitäten in der Region zu fördern und Vorurteilen entgegenzuwirken. Es liegt in der Verantwortung der Bildungsbehörden und Schulbuchverlage, sicherzustellen, dass Lehrmaterialien ein vielschichtiges Bild vermitteln, das auf historischen Fakten und einer multiperspektivischen Betrachtung beruht.