Gewalt gegen die Kirche und Christen ist kein Phänomen, das sich totalitäre Staaten beschränkt. Auch in Ländern Lateinamerikas kam es in den letzten Tagen zu Angriffen, berichtet das Hilfswerk „Kirche in Not‟ in seinem Newsletter vom 23. Oktober 2020. In Chiles Hauptstadt steckten Demonstranten zwei Kirchen in Brand, und in Venezuela wurde ein Priester vor seiner Kirche erschossen. Die Motive sind vielschichtig – Fakt ist, dass es nicht ungefährlich ist, sich als Christ zu bekennen.

Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not (ACN)‟ verurteilt die gewaltsamen Angriffe auf Kirchen in Santiago de Chile. Dort wurden am Sonntag, den 18. Oktober 2020, zwei Kirchen von Demonstranten angegriffen, verwüstet und in Brand gesteckt. Dabei handelt es sich um die Kirche „San Francisco de Borja“ und die Mariä-Himmelfahrts-Kirche, eine der ältesten Sakralbauten der chilenischen Hauptstadt aus dem Jahr 1876. Der Turm dieser Kirche stürzte Aufgrund der Brandwärme ein – unter dem Grölen der Demonstranten, wie ein Video, das vor Ort aufgenommen wurde, zeigt (www.youtube.com).

Mit grosser Trauer und Bestürzung hat das weltweit tätige Hilfswerk nur drei Tage später die Nachricht von der Ermordung des 39-jährigen venezolanischen Priesters José Manuel de Jesús Ferreira erhalten. Der Verstorbene war Pfarrer von San Juan Bautista in der Diözese San Carlos de Venezuela im Bundesstaat Cojedes im Nordwesten des Landes und Projektpartner von „Kirche in Not‟. Ferreiras Pfarrei strahlt weit über die Ortsgrenzen hinaus: Sie beherbergt ein Heiligtum, das viele Besucher und Wallfahrer anzieht.

Unbekannte Angreifer

Nach Angaben seines Ordens (Dehonianer, Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester) ereignete sich der Mord nach der Feier der heiligen Messe am Abend des 20. Oktober. Als Pater José Manuel an den Stufen seines Pfarrhauses die Gottesdienstbesucher verabschiedete, seien bislang unbekannte Angreifer auf die Gruppe zugestürmt mit dem Ziel, sich Zugang zum Pfarrhaus zu verschaffen. Wie die Diözese San Carlos dem Hilfswerk mitteilte, wollte Ferreira einem Mann zu Hilfe kommen, der von einem Angreifer festhalten wurde. Dabei habe der Täter dem Priester in die Brust geschossen. Sein Herz sei von einer Kugel getroffen worden und Ferreira noch an Ort und Stelle gestorben.

Ein Beispiel der Hingabe

„Kirche in Not‟ sprach dem Bischof der Diözese San Carlos, Polito Rodriguez, den Eltern und Geschwistern des ermordeten Priesters sowie allen Gemeindemitgliedern das Beileid und die Verbundenheit im Gebet aus. Maria Lozano, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit in der internationalen Zentrale von „Kirche in Not‟ in Königstein im Taunus sagte: „Auch an seinem Lebensende sehen wir in ihm ein Beispiel für die Hingabe an andere. Es schmerzt uns, dass dieser junge Priester in einer Zeit, in denen Venezuela mehr denn je seine Priester braucht, Opfer von Gewalt geworden ist, die das Land seit Jahren heimsucht.“