Um den 6. Januar herum kann man wieder Kinder und Jugendliche treffen, die mit Kronen auf dem Kopf und mit „Stern am Stiel“ durch die Strassen ziehen. Sie kommen als Sternsinger, um Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln. Doch was hat es mit diesem Brauch auf sich, worauf geht er zurück?
Laut dem Matthäus-Evangelium der Bibel kamen zur Zeit von Jesu Geburt „Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem“. Weder die Anzahl (wie oft angenommen drei) noch ihre Namen sind bekannt. Dass man heutzutage den „Dreikönigstag“ begeht, liegt an der Zahl der Gaben, die sie dem neugeborenen Christkind darbringen: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Diese Geschenke haben eine tiefere Bedeutung. Das Gold steht für Reichtum, der Weihrauch ist Zeichen der Verehrung und Anbetung und die Myrrhe symbolisiert Opfer und Leid. Da die Gaben wertvoll sind, ging man davon aus, dass die Geber über einen gewissen Reichtum verfügen. So wurden sie in der Geschichte von Sterndeutern zu Königen.
Auch Namen hat man ihnen im Nachhinein gegeben: Caspar, Melchior und Balthasar sollen sie geheissen haben. Ob dies nun stimmt oder nicht, ist nebensächlich, denn auch hier steht die Bedeutung der Namen im Vordergrund. Caspar ist der „Schatzmeister“. Melchior lässt sich übersetzen mit „Der König ist Licht“. Und Balthasar zu guter Letzt bedeutet „Gott schütze den König“.
Vom Sterndeuter zum Sternsinger
Namen und Geschenke zeigen also ihre Anerkennung des neugeborenen Kindes als Gott und König. Und auch, wenn sich viele Legenden darum ranken, hat die Erzählung mindestens einen wahren Kern: Eine babylonische Priesterkaste hatte zur Zeit Jesu bereits grosse Erkenntnisse im Bereich der Astronomie gewonnen. Gut möglich also, dass Angehörige dieser Kaste der Bedeutung einer bestimmter Sternenkonstellation auf den Grund gehen wollten, die auf das Erscheinen eines Königs hinwies.
Die heutigen Sternsinger kommen als Könige verkleidet. Sie ziehen von Haus zu Haus, singen und lassen einen Segen über dem Türstock zurück, der sich mit Caspar, Melchior und Balthasar in Zusammenhang bringen lässt. Doch ursprünglich steht das „C+M+B“ für „Christus mansionem benedicat“, was auf Lateinisch so viel bedeutet wie: „Christus segne dieses Haus.“
Die Welt der drei Kontinente
Bringen sie auch Geschenke wie die drei Könige? Ja, aber nicht für die Häuser, die sie besuchen. Sie bitten um Spenden für wohltätige Zwecke, meist für Kinder in ärmeren Regionen der Welt. Und auch hier zeigt sich eine Verbindung zu den Legenden rund um die Sterndeuter. Denn die Zahl drei symbolisiert auch die Zahl der damals bekannten Kontinente: Asien, Europa und Afrika. Jeder der drei Könige soll von einem der Kontinente gekommen sein – ein Hinweis darauf, welche Bedeutung dieser neugeborene König für die ganze Welt haben sollte. Wenn diese Verbindung heute dafür sorgt, dass es einigenarmen Kindern auf der Welt besser geht, dann haben die Sternsinger ihren Dienst gut gemacht. Und sie haben den Auftrag dieses neugeborenen Königs erfüllt, nämlich die Nächstenliebe – auch wenn diese Nächsten auf einem anderen Kontinent sein sollten.