„Not lehrt beten“, sagt der Volksmund und trifft damit zumindest im thurgauischen Arbon voll ins Schwarze. Sechs Politiker unterschiedlicher Couleur rufen ihre Mitbürger dazu auf, in der gegenwärtigen Krisenzeit zu beten und sich an Gott zu wenden. Initiator des Gebetsaufrufs ist Kantonsrat Andrea Vonlanthen (SVP), auf dessen Initiative heraus in Arbon auch eine jährliche Bettagsfeier veranstaltet wird.
Zusammen mit den Mitinitianten Köbi Auer (SP), Roman Buff (EVP), Dominik Diezi (CVP), Urs Gähwiler (FDP), Judith Huber (EVP), Patrick Hug (CVP), Myrta Lehmann (CVP) und André Mägert (XMV) lädt Vonlanten die Bevölkerung dazu ein, in das kürzlich vom Innsbrucker Bischof Hermann Glettler veröffentlichte Gebet einzustimmen. Dieses beginnt mit den Sätzen: „Herr, Du Gott des Lebens, betroffen von der Not der Corona-Krise kommen wir zu Dir. Wir beten für alle, deren Alltag jetzt massiv belastet ist und bitten um Heilung für alle Erkrankten. Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden. Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie und allen Pflegenden Kraft in dieser extremen Belastung. Gib den politisch Verantwortlichen Klarheit für richtige Entscheidungen…“
Gebet verändert – als Erstes den Beter selber. Im Tagblatt-Interview vom 23. März 2020 erklärt Vonlanthen, er habe zwar grossen Respekt, aber keine Angst vor dem Virus. „Ich habe Gottvertrauen. Ich glaube daran, dass wir da hindurchgetragen werden, und dass wir Hilfe von Gott erhalten, jetzt, wo wir sie suchen“, so der 72-jährige Politiker und manch einer mag dabei an die Strophe der Schweizer Nationalhymne erinnert werden, in der es heisst „In Gewitternacht und Grauen, lasst uns kindlich Ihm vertrauen.“
Wie fromm die Schweizer Seele ist, offenbart sich, wenn menschliche Sicherheiten bröckeln. „Lass uns nie vergessen, dass unser Leben ein zerbrechliches Geschenk ist. Ja, wir sind sterbliche Wesen und können nicht alles kontrollieren“, heisst es im Gebet, das die Politiker empfehlen, weiter. Ob das Thurgauer Modell ansteckend wirkt, werden die nächsten Wochen zeigen.