Die Covid-Thematik belastet Jugendliche und junge Erwachsene zunehmend. Die schweizerische Stiftung „Pro Juventute“ registriert in der Folge eine Zunahme der Beratungen wegen Suizidgedanken.
Rund 40 Prozent mehr Suizid-Beratungen verzeichnet die Schweizer Stiftung für die Jugend laut ihrem aktuellen Corona-Report vom November 2021. Wie Pro Juventute erklärt, sind Kinder und junge Erwachsene am stärksten von den Auswirkungen und Nebenwirkungen der Pandemie betroffen. Sieben Jugendliche würden täglich Kontakt zur Beratungshotline 147 der Stiftung suchen, um über Suizid zu sprechen. Hinzu kämen Probleme, die mit der zunehmenden Mediennutzung zusammenhängen. Im Report heisst es u.a., die seit Beginn der Pandemie in Kraft gesetzten Einschränkungen im „analogen Leben“ haben das „digitale Leben“ der Jugendlichen intensiviert. Während des Lockdowns habe ein starker Digitalisierungsschub stattgefunden, durch den viele Jugendliche zusätzliche digitale Medienaktivitäten entdeckt hätten. Die Nutzung von Streamingdiensten sei sprunghaft angestiegen und ein beträchtlicher Anteil der Kinder und Jugendlichen zeige – u.a. aufgrund eingeschränkter alternativer Tätigkeiten – eine problematische Internetnutzung. Die Sorge vieler Eltern, dass ihre Kinder online Gefahren ausgesetzt sind, sei gewachsen und hätte bei manchen zu einer Verstärkung der Medienerziehungsmassnahmen geführt.
Tatsächlich hätten Kinder und Jugendliche erklärt, sie seien online häufiger als zuvor Falschmeldungen oder Hassbotschaften begegnet. Auch die sexuelle Belästigung von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum habe stark zugenommen. 2020 wurden offiziell 130 Straftaten im Bereich Cyber-Grooming registriert, deren Opfer mehrheitlich zwischen 10 und 14 Jahre alt waren. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher sein. 2021 hat das Beratungsteam von 147 bis Ende September 98 Mal eine Krisenintervention von Polizei oder Sanität ausgelöst. Im Jahr 2020 sind es laut Pro Juventute 96 Fälle gewesen, 2019 lediglich 57 Fälle.
Kinder und Jugendliche seien auch von Zukunftsangst geplagt. Anfragen zur Berufswahl hätten gegenüber 2020 um fast ein Viertel zugenommen. Am häufigsten sei es dabei um Anfragen zu Überforderung und Stress gegangen. Pro Juventute fordert mit ihrem Bericht mehr Ressourcen für Angebote wie den schulärztlichen Dienst, Schulsozialarbeit sowie die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Fachorganisation für Kinder und Jugendliche ist überzeugt: „Unser gesellschaftliches Ziel muss sein, die Resilienz unserer Kinder und Jugendlichen zu verbessern und ihnen Bewältigungsstrategien in die Hand zu geben, damit sie für künftige Krisen besser vorbereitet sind. Es wird Zeit, die Probleme der künftigen Generationen ernst zu nehmen und mehr Ressourcen für sie zu investieren.“
Der vollständige Corona-Report kann als PDF heruntergeladen werden unter: Pro Juventute Corona-Report