„Alle wollen alt werden, doch niemand will alt sein“, behauptet eine gängige Redewendung. Marianne Bertschinger aus Winterthur sieht dem Alter jedoch hoffnungsvoll entgegen. Die Grossmutter von zehn Enkeln und vier Adoptivenkeln ermutigt zu einer positiven Haltung gegenüber dem Älterwerden. „Ich freue mich über mein Alter!“, erklärt sie im Interview mit Regula Lehmann von Zukunft CH und betont: „Das Beste kommt noch!“
Zukunft CH: „Alter ist Königsklasse“, so lautet der Titel eines Vortrags, den Dr. Markus Müller am 22. März in Winterthur-Seen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Zukunft CH halten wird. Frau Bertschinger, auch für Sie hat das Alter etwas mit „Königsklasse“ zu tun. Was ist für Sie daran königlich?
Bertschinger: Das Alter ist eine Zeit der Ernte, der Erfüllung, der Vollendung. In jedem Lebensabschnitt kommt es darauf an, ob wir die Herausforderungen der gegebenen Zeit annehmen und sie als Schritte aufs Ziel hin verstehen. Königlich bedeutet für mich, dass ich mich nicht aus dem Leben zurückziehe. Dass ich meinen Teil beisteuere, damit die jüngeren Generationen Lebensraum erhalten, in dem sie sich entfalten und für ihre Generation das Beste geben können. In meiner Position als ältere Frau will ich meinen Stand fröhlich einnehmen und Hoffnungsträgerin sein. Meine Botschaft soll sein, dass es sich lohnt, auf Gott zu vertrauen.
Zukunft CH: Sie werden diese Woche pensioniert. Freuen Sie sich darauf und, falls ja, worauf im Besonderen?
Bertschinger: Ich freue mich sehr auf den neuen Lebensabschnitt, in dem ich Neuland betreten und einnehmen darf. In meinem Leben habe ich viele Schätze gesammelt, die ich gerne weitergeben möchte, seien es Erfahrungen mit Gott, oder ganz praktische Dinge, die mich das Leben gelehrt hat. Aber ich darf es auch langsamer angehen lassen, darf da sein für andere, z.B. für meine Kinder und Enkel, aber auch über die Familie hinaus. Ich glaube persönlich, dass die Grosseltern-Generation einen ganz wichtigen Platz in der Gesellschaft hat und den möchte ich nach Kräften einnehmen.
Zukunft CH: Viele Menschen empfinden das Älterwerden eher als Abstieg. Wie geht es Ihnen beim Gedanken an körperliche Einschränkungen und Altersheim?
Bertschinger: Im Älterwerden ist eines der grossen Themen das Loslassen. Und das kann tatsächlich die Gesundheit oder die Eigenständigkeit betreffen. Aber das verbinde ich nicht mit Abstieg. Einschränkungen gehören meiner Meinung nach zum Leben dazu, und wenn das Altersheim mein letztes Zuhause sein soll, so möchte ich es mit Dankbarkeit annehmen. Ich glaube, dass letztlich alles eine Frage der Herzenshaltung und Einstellung ist. Man kann beispielsweise die zunehmende Abhängigkeit als Bedrohung ansehen oder aber als Geschenk, dass Menschen da sind, die für mich sorgen werden.
Zukunft CH: Wenn Sie für die dritte Lebensphase drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich wünschen?
Bertschinger: Für die dritte Lebensphase wünsche ich mir, dass ich eine fröhliche Alte werde! Ich möchte eine Hoffnungsträgerin sein. Zudem hoffe ich, dass ich bis ans Ende meines Leben Neues lernen will und kann. Und als Drittes würde ich gerne immer Kontakte zur jüngeren Generation pflegen. Mein Wunsch ist, dass sich Menschen in meiner Gegenwart als geschätzt und angenommen erleben.
Zukunft CH organisiert am Freitag, den 22. März 2024 um 19 Uhr, in Winterthur-Seen einen Vortrag mit Dr. Markus Müller zum Thema: „Alter ist Königsklasse“. Weitere Infos und Flyerbestellungen unter der Aktion finden Sie hier.