„Das Christentum und die Bibel gehören untrennbar zu Deutschlands Geschichte und Kultur, wer das leugnet, der liegt falsch“, heisst es in einer Stellungnahme der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) vom 7. November 2022 zur Diskussion einer Inschrift auf der Kuppel des wiederaufgebauten des Berliner Stadtschlosses.
Laut der DEA würden die Diskussionen um das Berliner Schloss nicht abreissen. Das ab 1443 erbaute Gebäude diente als Residenz der preussischen Könige und deutschen Kaiser. 1950 liess die DDR-Regierung es sprengen. Auf Beschluss des Bundestages erfolgte der Wiederaufbau als historische Rekonstruktion. Seit 2020 ist es Sitz des Humboldt-Forums. Während des Baus wurde darüber diskutiert, ob auch das Kreuz und die Inschrift auf der Kuppel in ihrer historischen Gestalt wieder errichtet werden. Die Inschrift besteht aus einer Kombination von zwei Bibelversen, die König Friedrich Wilhelm IV. anbringen liess:
„Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ (Apostelgeschichte 4,12 und Philipper 2,10).
Kritiker hatten eingeworfen, dass damit ein weltlicher Machtanspruch christlich begründet wurde („Gottesgnadentum“), welcher der Intention der Demokratie und dem weltoffenen humanistischen Geist des Humboldt-Forums widersprächen.
Nun sei diese Debatte erneut aufgeflammt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) schlage vor, den Bibelvers in den Abendstunden im Rahmen eines Kunstprojektes mit anderen Texten zu überblenden und zu kontrastieren. Ein Schrei der Empörung wäre laut geworden, dass die Bundesregierung nun die Bibel verbieten wolle.
Stellungnahme der Evangelischen Allianz
Dazu nimmt die Deutsche Evangelische Allianz wie folgt Stellung: Das Humboldt Forum sei keine Kirche. Daher habe die Politik das Recht, eine Inschrift oder eine Skulptur an einem öffentlichen Gebäude infrage zu stellen und nach deren Verständlichkeit und Bedeutung für die heutige Gesellschaft zu fragen. Darin sehe die DEA keinen Angriff auf die Religionsfreiheit. Da es sich beim Stadtschloss um eine historische Rekonstruktion handele, die als solche vom Bundestag beschlossen wurde, sehe die DEA aber auch keinen Grund, die gleichen Debatten alle paar Jahre erneut zu führen. Das Christentum und die Bibel gehörten untrennbar zu Deutschlands Geschichte und Kultur, wer das leugne, der liege falsch.
Zwar könne die Bibel missbraucht werden, etwa durch „die unselige Verknüpfung von Thron und Altar (nicht nur) in der deutschen Geschichte“, und natürlich sei das Bibelwort von Friedrich Wilhelm IV genutzt worden, um die eigene Macht als gottgegeben zu legitimieren. Zugleich könne dieser Bibelvers genau andersherum verstanden werden, und so wäre er auch von den Autoren der Texte intendiert: „Wer vor Christus die Knie beugt, kann (und muss) vor jedem Herrscher mit Heilsanspruch geradestehen und sich ihm gerade nicht beugen.“ Ähnlich wie der Gottesbezug im Grundgesetz sei „das Bekenntnis zur Herrschaft Christi eine Absage an Diktatur und Tyrannei“.
Ein befristetes Kunstprojekt mit einer abendlichen Überblendung der Bibelzitate könne laut DEA durchaus dazu beitragen, den Diskurs über den Inhalt der Verse voranzubringen. In dieses Projekt sollten die christlichen Kirchen federführend miteinbezogen werden. „Es sollte auch nicht ansatzweise der Eindruck entstehen, dass hier christliche Werte diffamiert und aus der Gesellschaft verbannt werden sollen“, betont die Evangelische Allianz.
Quellen: APD/DEA