Er entzweit die Menschen so sehr wie keine andere Jahreszeit: der Herbst. Für manche ist er ein melancholischer Endzeitbote: Kürzere Tage bringen mehr Dunkelheit, die Bäume werden kahl. Andere freuen sich am bunten Laub und empfinden Nebel und Kühle als gemütlich. Beides hat seine Berechtigung.
Von Ursula Baumgartner
Vor kurzem stiess ich auf einen Spruch: „Herbst ist, wenn die Bäume mit Konfetti werfen.“ Was für ein nettes Bild, wenn man das Laubabwerfen der Bäume nicht mit Tod und Endgültigkeit gleichsetzt, sondern mit einer Party!
Haben wir uns eigentlich schon einmal mit der Frage auseinandergesetzt, warum Bäume „mit Konfetti werfen“, also ihre Blätter über den Winter ablegen? Und warum geben sie ihrem „Konfetti“ zuvor eine andere Farbe?
Von Grün zu Rot und Gelb
Dass Blätter grün aussehen, verdanken sie vor allem dem Farbstoff Chlorophyll, den sie für die Fotosynthese brauchen. Diesen und andere Farbstoffe zu produzieren, kostet Energie. Im Herbst wird der Einfall des Sonnenlichts weniger und der Baum kann weniger Fotosynthese betreiben. Damit er nicht jedes Jahr aufs Neue die Energie für die Farbstoffproduktion aufbringen muss, verlagert er letztere im Herbst nach und nach in die Äste und den Stamm. Nun erst kommen die anderen Farbstoffe zum Vorschein, die im Blatt enthalten sind und das Blatt erscheint uns plötzlich Rot oder Gelb.
Aber warum wirft der Baum die Blätter überhaupt ab? Kurz gesagt: damit er weder verdurstet noch erfriert. Über das Laub eines Baumes verdunstet viel Wasser, das der Baum über die Wurzeln nachzieht. Da das Wasser im Boden über den Winter jedoch meist gefroren ist, käme diese „Lieferkette“ zum Erliegen. Zudem würde das Wasser auch in den Blättern gefrieren, was die „Leitungen“ schädigen würde.
Konfetti als Selbstschutz
Was hat es also auf sich mit dem „Konfettiwerfen“ der Bäume und damit, wie wir den Herbst empfinden? Wie erwähnt ist der Laubabwurf eine Art Selbstschutz des Baumes. Er zeigt uns damit, dass etwas zu Ende geht, dass eine Ruhephase eingeläutet wird. Gleichzeitig aber leuchtet uns in den roten und gelben Blättern schon die Verheissung des Frühlings entgegen, wenn der Baum wieder zu neuem Leben erwacht. So ist der Herbst tatsächlich beides: Endzeitbote und Prophet für einen neuen Anfang.
Wenn bei Ihnen die melancholische Sichtweise auf den Herbst überwiegt: nichts wie hinaus! In der Herbstsonne kann der Körper noch Vitamin D tanken. Doch auch bei grauem Wetter ist Bewegung gesund. Ein Herbstspaziergang regt den Kreislauf an, stärkt das Immunsystem und hebt die Stimmung – vor allem, wenn man dabei durch das raschelnde Laub läuft!
In diesem Sinne: Ab ins Konfetti!