Dass Antijudaismus gegenwärtig eines der beherrschenden Kennzeichen der islamischen Welt ist, wissen wir nicht erst seit dem Entrollen des Grosskunstwerks „Justice“ auf der diesjährigen documenta in Kassel, das von einem indonesischen Künstlerkollektiv hergestellt worden war. Der islamische Antijudaisms wurde in der Neuzeit spätestens sichtbar, als 1937 der Grossmufti Mohammed Husseini im syrischen Bludan einen panarabischen Kongress einberief und dort übereinstimmend mit den Teilnehmern ein judenfreies Palästina forderte.
Dr. Dieter Gellhorn, (nach der Übersetzung von Max Henning, ausgehend von Sure 2)
Bei diesem Kongress war auch ein dem Prophet Mohammed zugeschriebenes Hadith massgeblich (aus der Sammlung al Bukhari, Vol. 4. Buch 52, Nr. 177), das folgendermassen lautet: „Das Jüngste Gericht wird nicht kommen, bis die Muslime die Juden bekämpfen und umbringen, bis der Jude sich hinter den Steinen und Bäumen versteckt, und der Stein und der Baum werden sagen: ,O du Muslim, o du Diener Allahs, dies ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt, komm und bring ihn um.̒“
Dass der Antijudaismus sich aber auch schon im Koran in ausgeprägter Art und Weise vorfindet, ist in der westlichen Welt weniger bekannt. Bereits in Sure 2 enthüllt er sich. Diese Sure mit ihren 286 Versen ist die längste Sure des Korans und was ihre theologischen Aussagen anbelangt (Vorschriften zur Einhaltung des Ramadan, zur Begehung des Haddsch, zum Abhalten des Opferfestes u.a.) ist sie im Islam ein ähnliches Schwergewicht wie der Brief des Paulus an die Römer im Christentum. Während der Römerbrief aber in seinem elften Kapitel gegenüber den Juden eine versöhnliche Haltung einnimmt und Paulus hier von dem Judentum als einem Glaubensbaum spricht, in den das Christentum nur eingepfropft ist und dessen Wurzel auch diesen neuen Glaubensstamm mitträgt, so gelangt der von Mohammed gesprochene Text zu einer Totalablehnung des Judentums. Der Korantext von Mohammed ist dabei nicht nur eine polemische Streitschrift gegen die Juden (und Christen). Er ist – was weit schlimmer ist – auch ein theologisch einfallsreich und plausibel argumentierender Text. Die antijudaistische Kritik tastet sich in und nach der Sure 2 nach und nach hin zu einer schliesslich eliminatorischen Argumentation.
In Sure 2, Vers 61 heisst es: „… Und sie [die Juden] wurden mit Schimpf und Elend geschlagen und zogen sich Allahs Zorn zu, darum dass sie Allahs Zeichen verleugneten und die Propheten ungerechterweise ermordeten. Dies darum, dass sie rebellierten und Übertreter waren.“
In Sure 2, Vers 72 wirft ihnen der Korantext vor: „[Es] verhärteten sich ihre Herzen zu Stein und wurden noch härter …“
Dies wird näher ausgeführt in Sure 2, Vers 90. Dort heisst es, dass die Juden „… nicht glaubten an das, was Allah niedergesandt, aus Neid, dass Allah in seiner Huld wem [auch immer] er will von seinen Dienern offenbart.“
In Sure 2, Vers 113 wird gesagt, dass Juden und Christen sich gegenseitig vorwerfen, dass sie auf nichts fussen. In Sure 2, Vers 139 gibt Mohammeds Korantext beiden Gruppen mit ihren Vorwürfen Recht, denn Allah herrscht ganz gleichermassen über alle Menschen auf der ganzen Erde „wo er unser Herr und euer Herr ist …“
Ein Vorrecht der Juden als ein von Gott auserwähltes Volk wird – wie schon in Vers 90 – abgelehnt, was klarer nun noch der Vers 124 von Sure 2 zeigt. Dort fragt Abraham, nachdem Allah ihn als Imam anerkannt hat: „… und von meiner Nachkommenschaft [was ist von ihr zu sagen]“? Allah antwortet ihm im gleichen Vers: „Meinen Bund erlangen nicht die Ungerechten.“
In Sure 2, Vers 211 macht Mohammeds Koranrede den Juden den alle anderen Vorwürfe überbietenden Vorwurf der Schriftverfälschung, allerdings noch verdeckt: „… wer aber die Gnade Allahs vertauscht, nachdem sie zu ihm gekommen – dann, siehe Allah ist streng im Strafen.“
Der Vorwurf der Schriftverfälschung, der hier noch kaschiert ist, wird im Koran an späterer Stelle, in Sure 4, Vers 46 klarer formuliert: „Unter den Juden gibt es welche, die die Stellung der Wörter verkehren … Es ist ein Umbiegen in ihren Zungen und ein Stechen in den Glauben.“
Der Korantext meint also in den Juden Hartherzigkeit, Neid, Schriftverfälschung und aufgrund dieser eine fälschliche Inanspruchnahme der besonderen Auserwähltheit durch Allah behaupten zu sollen. Das Letztere wirft er übrigens auch den Christen vor in Sure 5, Vers 18: „Und es sprechen die Juden und Nazarener: ‚Wir sind Allahs Kinder und seine Geliebten …ʻ“
Diese im Koran abgelehnte Selbstdarstellung der Juden und Christen als besonders bevorzugt beantwortet Mohammed im Koran an zwei Stellen – hier vor allem gegen die Juden gerichtet – mit beissendem Spott. Einmal bereits in Sure 2, Vers 94: „Sprich; wenn eure künftige Wohnung bei Allah für euch besonders ist und nicht für die anderen Menschen, so wünschet euch den Tod, wenn ihr wahrhaftig seid.“
Klarer als in diesem Vers ist der Sinn dieser Aussage dann noch in der späteren Sure 62 in Vers 6 zu finden: „Sprich; o ihr Juden, wenn ihr behauptet, dass ihr vor den anderen Menschen Allahs Freunde seid, dann wünscht euch den Tod, wenn ihr wahrhaftig seid.“
Dieser extreme Antijudaismus im Koran ist in einen durchaus schwierig zu entschlüsselnden Text verpackt. Das oben Dargestellte zeigt, dass gegen die Juden im Koran offenbar die theologische Höchststrafe verhängt ist.
Es ist bekannt, dass Indonesien, das früher ein Vorzeigeland für eine moderate Ausprägung des Islam war, sich seit gut einem Jahrzehnt islamisch radikalisiert. Auf vielfache Anfrage indonesischer Bürger an ihre Muftis, ob man Christen, mit denen man z.B. eine Weggemeinschaft zur Arbeit hätte, zurück anlächeln dürfte, veröffentlichten die indonesischen Korangelehrte folgende Fatwa (Rechtsauskunft zur Klärung religiöser/politischer Fragen): „Du darfst einem Ungläubigen [Juden, Christen] niemals das Gefühl geben, du würdest ihn mögen. … Allah … hat den Muslimen verboten, solche zu mögen, die nicht an Allah glauben.“ Muhammad Salih al Uthaimin: Madjmen Fatwa, aaO, Bd XXVII, S. 189.
Unter diesen Aspekten gesehen war das Gemeinschaftswerk indonesischer Künstler auf der diesjährigen documenta in Kassel, das Juden auf abstossende Weise mit Raffzähnen und gespaltenen Zungen zeigte, eigentlich keine Überraschung.
Dr. Dieter Gellhorn studierte Medizin und Philosophie in Düsseldorf und Wien. Er beschäftigte sich schon in frühen Jahren mit Geschichte und dem Islam und publiziert und referiert dazu.