Die Verfolgung christlicher Frauen ist eine der am wenigsten beachteten Menschenrechtsverletzungen weltweit – und doch betrifft sie Millionen von Frauen. Darauf macht die Menschenrechtsorganisation Open Doors in einer Medienmitteilung zum Weltfrauentag am 8. März aufmerksam. In Ländern, in denen das Christentum eine Minderheitsreligion ist, riskieren Frauen, wenn sie den christlichen Glauben annehmen, Gewalt, soziale Ächtung und völlige Entrechtung. Die Konsequenzen reichen zudem weit über das persönliche Schicksal hinaus. Sie betreffen ganze Familien, Kinder und die christliche Gemeinschaft vor Ort.

In vielen Ländern unterliegen Frauen strengen patriarchalen Strukturen, in denen ihre Lebensentscheidungen nicht ihnen selbst überlassen sind, sondern von Männern getroffen werden – zunächst vom Vater, später vom Ehemann oder Bruder. Die Vorstellung, dass eine Frau eigenständig über ihren Glauben bestimmt, wird in diesen Gesellschaften als inakzeptabel betrachtet. Frauen, die sich dennoch für das Christentum entscheiden, geraten oft unter massiven Druck.

Frauen leiden unter Isolation und Gewalt

Laut der Menschenrechtsorganisation Open Doors, die sich für verfolgte Christen einsetzt, sind insbesondere konvertierte Frauen vielfältigen Formen der Unterdrückung ausgesetzt. Sie leiden häufig unter sozialer Isolation, da sie von ihrer Familie und ihrer Dorfgemeinschaft ausgeschlossen werden. Ohne soziale Netzwerke und finanzielle Unterstützung verlieren sie ihre Existenzgrundlage und stehen vor dem Nichts. In vielen Fällen lassen sich Ehemänner von ihren christlich gewordenen Frauen scheiden, weil der gesellschaftliche Druck sie dazu zwingt.

Doch nicht nur der Verlust von Familie und sozialer Sicherheit macht den konvertierten Frauen das Leben schwer. Viele erleben häusliche Gewalt, da sie systematisch geschlagen, eingesperrt oder anderweitig misshandelt werden, um sie zur Aufgabe ihres Glaubens zu zwingen. In besonders schweren Fällen kommt es zu sexueller Gewalt gegen christliche Frauen, die Vergewaltigungen oder Zwangsverheiratungen erleiden müssen.

Kinder als Opfer

Die Verfolgung christlicher Frauen betrifft nicht nur die Frauen selbst, sondern auch ihre Kinder, die oft unter den Folgen der gesellschaftlichen Ächtung ihrer Mütter leiden. Besonders dramatisch ist die Situation für alleinerziehende Mütter, die nach ihrer Bekehrung von ihrer Familie verstossen wurden. Ohne familiäre Unterstützung stehen sie vor einem existenziellen Abgrund, da sie kaum Möglichkeiten haben, sich und ihre Kinder finanziell abzusichern.

Kinder von konvertierten Frauen werden in der Schule stigmatisiert, ausgegrenzt und oft Opfer von Mobbing. Sie erhalten schlechtere Bildungschancen und werden in vielen Fällen sozial isoliert. Ohne eine sichere und fördernde Umgebung leiden sie unter psychischen Belastungen.

Christliche Gemeinden unter Druck

Auch christliche Gemeinden stehen durch die Verfolgung von Frauen unter starkem Druck. Frauen, die sich zum Christentum bekennen, suchen häufig Schutz bei anderen Gläubigen, doch selbst Kirchenleiter und Gemeindemitglieder fürchten, durch ihre Unterstützung selbst ins Visier von Verfolgung zu geraten.

Viele christliche Gemeinden in Verfolgungsländern stehen vor der schwierigen Wahl: Helfen sie konvertierten Frauen, riskieren sie Repressionen durch den Staat oder radikale Gruppierungen. Ignorieren sie jedoch die Not dieser Frauen, widersprechen sie den christlichen Prinzipien von Nächstenliebe und Solidarität.

Die Angst vor weiteren Repressionen führt dazu, dass viele Frauen nicht die notwendige Unterstützung aus ihren Gemeinden erhalten. Dadurch werden nicht nur die betroffenen Frauen selbst geschwächt, sondern auch die christliche Gemeinschaft insgesamt. Die Unsicherheit und Isolation einzelner Mitglieder gefährden den Zusammenhalt und das Überleben der christlichen Minderheiten in diesen Ländern.

Frauen brauchen Rechte und Sicherheit

Philippe Fonjallaz, Direktor von Open Doors Schweiz, warnt vor den weitreichenden Konsequenzen der Verfolgung christlicher Frauen. Er betont die Notwendigkeit konkreter Schutzmassnahmen. Eine der wichtigsten Forderungen ist die Förderung von Bildung und wirtschaftlicher Unabhängigkeit für Frauen. Nur wenn Frauen die Möglichkeit haben, sich selbst zu versorgen, sind sie nicht mehr von ihren Familien und Ehemännern abhängig und können ihr Leben selbstbestimmt gestalten.

Darüber hinaus muss der Rechtsschutz für konvertierte Frauen gestärkt werden. Regierungen müssen sicherstellen, dass Frauen nicht aufgrund ihres Glaubenswechsels verfolgt, benachteiligt oder entrechtet werden. Zusätzlich müssen politische Entscheidungsträger auf nationaler und internationaler Ebene stärker auf das Thema Religionsfreiheit aufmerksam gemacht werden. Open Doors fordert, dass das Programm zur Gleichberechtigung immer auch das Recht auf Glaubensfreiheit einbezieht, um langfristige und nachhaltige Veränderungen zu ermöglichen. Ohne gezielte Schutzmassnahmen droht eine ganze Generation von Frauen und Kindern unter der Unterdrückung zu zerbrechen.

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