Da schüttelten selbst ihre Jura-Kollegen den Kopf: Prof. Ulrike Lembke (Humboldt Universität Berlin) stellte im Dezember 2021 ein Gutachten vor, in dem sie die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ als verfassungswidrig einstufte. In Auftrag gegeben hatte es die Stadt Hannover. „Das war ein lupenreines Gefälligkeitsgutachten, mit dem sich die Stadt Hannover selbst auf die Schulter klopfen konnte“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS). Lembke rechtfertigte das Gendersternchen mithilfe von Scheinargumenten, sie behauptete sogar, Gerichte würden regelmässig gegen das Grundgesetz urteilen, wenn sie die sprachliche Gleichstellung der Geschlechter missachten. Das Grundgesetz gebiete die Gendersprache geradezu. „Aus dem Grundgesetz eine Verpflichtung zum Gendern herauszulesen, ist völlig absurd,“ so Krämer, „das Grundgesetz richtet sich explizit an alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht oder anderen Unterscheidungsmerkmalen.“
38 Prozent der VDS-Mitglieder haben Ulrike Lembke daher zum „Sprachpanscher 2022“ gewählt. Direkt dahinter auf Platz 2 landete der deutsche Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (22 Prozent). In Fortführung der Gebräuche seines Vorgängers wurde er nicht müde, mit englischen Begriffen um sich zu werfen, wo es sinnvoller wäre, in einer für alle verständlichen Sprache zu kommunizieren: So unterstützte er mehrere „Repurposing Studies“, entwickelte eine „Tracing App“, verfügte eine „Coronavirus-Surveillanceverordnung“ und sagte den „Freedom Day“ ab.
Auf den weiteren Plätzen landeten Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann („Willkommen in the Länd“), die Firma Kienbaum Consultants International GmbH („People Convention“, „People Sustainability“) sowie der Oberbürgermeister der Stadt Freiburg (Stellenausschreibungen nur in weiblicher Form).
Quellen: kulturinfo.ruhr, VDS